Deutsch lernen für die Arbeit in der Klinik
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Deutsch lernen für die Arbeit in der Klinik
(26.04.2022) „Sie haben sich ihre Situation nicht ausgesucht, doch jetzt stecken sie all ihre Energie rein. Sie wollen.“ Das ist das Fazit von Diplom-Übersetzerin Marianne Gehrisch nach den ersten Unterrichtsstunden eines ganz speziellen Integrationskurses. Denn ihre 15 Schülerinnen sind allesamt aus der Ukraine vor dem Krieg geflüchtet und hatten vor wenigen Wochen noch ein ganz anderes Leben. Die St. Augustinus Gruppe finanziert den rund 30-wöchigen Kurs, um den Frauen eine Perspektive und eine Arbeitsstelle innerhalb der Unternehmensgruppe zu bieten. Denn sie alle haben in ihrem Heimatland schon eine medizinische Ausbildung abgeschlossen.
„Auch, wenn die Gründe traurig sind, bin ich jetzt froh diese Möglichkeit zu bekommen“, sagt Kursteilnehmerin Alexandra Tomberg. Die 29-jährige Dermatologin aus Kiew kam allein nach Deutschland und versuchte zunächst auf eigene Faust die Sprache zu lernen. „Als mir die St. Augustinus Gruppe die Möglichkeit bot, an dem Integrationskurs teilzunehmen, habe ich gerne zugesagt, da es für mich wichtig ist, hier zu leben und als Ärztin zu arbeiten.“ Ähnlich geht es Pflegefachkraft Liudmyla Verheles. Die zweifache Mutter kam mit ihren Töchtern aus Berditschew, eine Stadt, die zwischen Lemberg und Kiew liegt. „Niemand von uns war auf diese Flucht vorbereitet. Wir durchleben einen großen Stress: zum einen natürlich wegen der schrecklichen Situation in der Ukraine und zum anderen wegen der Eingewöhnung in Deutschland, da wir die Sprache nicht sprechen“, berichtet die 36-Jährige. Der Kurs biete ihr nicht nur eine Perspektive, sondern auch Ablenkung: „Es macht mir Freude, Deutsch zu lernen. Mit unserer Lehrerin, die den Stoff wunderbar vermittelt, ist es das reinste Vergnügen.“
Dabei haben die Frauen einen straffen und umfangreichen Lehrplan vor der Brust. Insgesamt 600 Stunden sind nötig, um sich auf die anschließende Prüfung für die angestrebte Niveaustufe B1 vorzubereiten. An fünf Tagen in der Woche gibt es vier Stunden Online-Unterricht mit Diplom-Übersetzerin Marianne Gehrisch, vier weitere Stunden investieren die Frauen daheim zum Üben. „Das ist ein Fulltimejob“, resümiert die Lehrerin. Der Unterricht sei dabei deshalb digital, weil die Frauen derzeit in ganz unterschiedlichen Städten wohnen: unter anderem in Krefeld, Düsseldorf, Mönchengladbach oder Neuss. „Manche wohnen noch in Übergangsunterkünften. Dann sitzen die Frauen auf ihren Stockbetten und nehmen per Smartphone teil“, erzählt die zertifizierte Dozentin. Erschwerend käme hinzu, dass alle Teilnehmerinnen aus dem Berufsalltag kommen und es nicht mehr gewohnt sind, tagtäglich ausschließlich zu lernen. „Da muss man erst wieder reinfinden“, weiß die Expertin. Sie betont, dass es in ihrem Integrationskurs aber nicht nur auf die Sprache ankomme, sondern auch um die Vermittlung der Kultur, Gesetze, Geschichte und mehr.
In die Wege geleitet hat das Ganze ein eigens gegründetes Team, das sich innerhalb der St. Augustinus Gruppe ausschließlich um Geflüchtete aus der Ukraine kümmert. Neben Fatima-Meyer-Hetling, Mentorin für Geflüchtete, haben sich intern ein Kollege und zwei Kolleginnen für diese wichtige Aufgabe mittelfristig freistellen lassen. Sie helfen bei Behördengängen, bei der Job- und Wohnungssuche und haben für die Betroffenen immer ein offenes Ohr. Ein Rundum-Paket, das die Teilnehmerinnen zu schätzen wissen, denn ihnen ist klar, dass es das Ticket in eine gesicherte Zukunft ist. „Ich liebe meine Arbeit als Krankenschwester und sehne mich nach dem beruflichen Alltag. Ich mag es sehr, mich um andere zu kümmern, den Menschen zu helfen und der Gesellschaft nützlich zu sein“, erklärt Liudmyla Verheles. „Mein wichtigstes Ziel ist jetzt, die Sprache zu lernen und Arbeit zu finden, um der Gesellschaft so nützlich zu sein. Ich werde mit großer Freude im Krankenhaus arbeiten und der St. Augustinus Gruppe sehr dankbar sein, wenn sie mir einen Arbeitsplatz anbietet.“
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Suppenküche der St. Augustinus Gruppe blickt auf herausforderndes Jahr zurück
(21.12.2022) Der Bedarf ist in diesem Jahr noch einmal gewaltig gewachsen: In Spitzenzeiten warteten 70 Männer und Frauen auf eine warme Mahlzeit der Suppenküche vor dem Haus St. Agnes an der Nordkanalallee – jeden Tag. „Die Folgen des Krieges in der Ukraine sind auch bei uns deutlich zu spüren“, sagt Magdalena Hackl, Geschäftsführerin der Behindertenhilfe der St. Augustinus Gruppe, die die Suppenküche gemeinsam mit der Seniorenhilfe und dem Alexius/Josef Krankenhaus betreibt. Trotz Energiekrise und gestiegener Lebensmittelpreise ist das Team an 365 Tagen im Jahr für die Menschen in Not da. 22 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind täglich im Einsatz.

Assistierter Suizid: St. Augustinus Gruppe stellt Positionspapier vor
(21.11.2022) Als das Bundesverfassungsgericht am Aschermittwoch 2020 den Strafgesetzbuch-Paragraphen 217 für verfassungswidrig erklärte, war dies ein Paukenschlag: Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben schließe auch das Recht ein, hierzu die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Das beschränkt sich nicht auf bestimmte Motive wie schwere Krankheiten, sondern sei in jeder Phase menschlicher Existenz zuzulassen.

Augustinus Forum zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine
(10.11.2022) Es war ein emotionaler Moment, als zum Ende des Augustinus Forums die Hymne der Ukraine in der Mehrzweckhalle des Alexius/Josef Krankenhauses erklang. Ein Streichquartett der Musikschule Neuss spielte zunächst die ukrainische und dann die Europahymne – rund 350 Zuhörerinnen und Zuhörer standen und applaudierten anschließend anhaltend.