Stroke Unit

Schnelle Diagnostik und Behandlung auf der Schlaganfallstation

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem jede Minute zählt. In der Ambulanz ist die Stroke Unit eine spezialisierte Station innerhalb der Klinik für Neurologie, die auf die sofortige Versorgung von Schlaganfallpatienten und -patientinnen ausgelegt ist. Neben der engen Überwachung in der Akutphase und Behandlungsverfahren wie Thrombolyse oder Thrombektomie ist auch die Anbindung an die Frührehabilitation und weitere neurologische Therapie ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts.

Aber was ist eine Stroke Unit genau und welche Aufgaben erfüllt sie im Krankenhaus? Wir erklären Ihnen die Bedeutung der Stroke Unit, geben Einblicke in den typischen Ablauf auf der Schlaganfallstation und zeigen, wie das Team aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachkräften, Logopädinnen und Logopäden, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sowie Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten die Versorgung in der Akutphase sicherstellt.

 

Eine Definition: Stroke Unit – was ist das?

Per Definition ist eine Stroke Unit eine spezialisierte Abteilung in einem Krankenhaus oder Klinikum. Die Stroke Unit vereint ein interdisziplinäres Team, das bei einem Schlaganfall schnell entscheidet, was zu tun ist und die Behandlung während und nach der Akutphase übernimmt.

Was bedeutet es, wenn Einrichtungen über eine Stroke Unit verfügen? Kliniken oder Krankenhäuser mit einer Stroke Unit innerhalb des Fachbereichs Neurologie haben die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten mit einem akuten Schlaganfall intensiv zu betreuen. Während der Akutphase ist die Lage der Schlaganfallpatientinnen und Schlaganfallpatienten meist noch sehr instabil, was eine intensive Versorgung notwendig macht.

Durch die Behandlung soll eine möglichst rasche Verbesserung des Gesundheitszustands eintreten,  und es sollen eine Verschlechterung des Zustands sowie mögliche Folgen des Schlaganfalls, etwa motorische oder logopädische Störungen, vermieden werden.

Auf der Stroke Station arbeitet ein multiprofessionelles Team aus ärztlichen und pflegerischen Mitarbeitenden zusammen mit Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sowie Logopädinnen und Logopäden und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern.

Ein Zimmer auf einer Stroke Unit in einem Krankenhaus.

Wie ist eine Stroke Unit ausgestattet?

Eine Stroke Unit ist speziell dafür eingerichtet, Schlaganfallpatienten und -patientinnen lückenlos medizinisch zu überwachen und schnell zu behandeln. Die Ausstattung umfasst moderne Überwachungsmonitore, die Herzfrequenz, Blutdruck, Sauerstoffsättigung und neurologische Funktionen kontinuierlich erfassen. Auch bildgebende Verfahren wie die Angiografie oder Kernspintomografie sind eng angebunden.

Typisch für ein Krankenhaus mit Stroke Unit ist die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen, von der Neurologie über die Kardiologie bis zur Neurochirurgie. So lassen sich die genauen Ursachen möglichst schnell erkennen und behandeln. Neben der medizintechnischen Ausstattung sorgt auch das speziell geschulte Personal dafür, dass in den ersten Stunden nach einem Schlaganfall alle Maßnahmen engmaschig koordiniert werden.

Darum zählt bei einem Schlaganfall jede Minute

Die ersten Stunden nach einem Schlaganfall entscheiden darüber, wie stark das Gehirn geschädigt wird. Je mehr Zeit bis zur medizinischen Versorgung vergeht, desto höher ist das Risiko bleibender Einschränkungen. Einige Behandlungen wie die Thrombolyse zur Auflösung eines Gerinnsels können nur innerhalb eines engen Zeitfensters eingesetzt werden.

Deshalb ist es wichtig, die Anzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen und sofort zu reagieren. So kann die Stroke Unit im Krankenhaus frühzeitig eingreifen und die notwendige Therapie in die Wege leiten.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall entsteht durch eine mangelhafte Durchblutung des Gehirns, meist ausgelöst durch ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß im Gehirn verschließt. Diese Form des Schlaganfalls, auch als ischämischer Stroke oder Hirninfarkt bezeichnet, macht etwa 80 bis 85 Prozent aller Fälle aus.

Ein Schlaganfall kann jeden treffen

In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Damit zählt der Schlaganfall zu den häufigsten Erkrankungen mit akutem Behandlungsbedarf und bleibt eine der führenden Todesursachen. Schlaganfälle sind zudem die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter.

Schlaganfall erkennen mit dem FAST-Test

Ein akuter Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem Sie sofort den Rettungsdienst unter der 112 verständigen sollten. Denn für die anschließende Versorgung in der Stroke Unit zählt jede Minute. Der sogenannte FAST-Test kann in vielen Fällen Hinweise auf einen Schlaganfall geben. Er gehört zur Grundausbildung des Rettungsdienstes, lässt sich aber auch von Laien anwenden.

FAST steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit):

  • Face: Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, kann das auf eine Halbseitenlähmung hinweisen.
  • Arms: Lassen Sie beide Arme nach vorne strecken, die Handflächen zeigen dabei nach oben. Bei einer Lähmung sinkt ein Arm ab oder kann nicht gehoben werden.
  • Speech: Fordern Sie die Person auf, einen einfachen Satz zu sprechen. Ist das nicht möglich oder klingt die Sprache verwaschen, könnte eine Sprachstörung vorliegen.
  • Time: Bei einem dieser Anzeichen wählen Sie sofort die 112 und schildern die Symptome.

Gibt es Risikofaktoren für einen Schlaganfall?

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöhen. Einige lassen sich durch eine angepasste Lebensweise beeinflussen, andere, wie das Lebensalter oder genetische Vorbelastungen, nicht. 

Typische Risikofaktoren sind:

  • Fettstoffwechselstörung
  • Diabetes
  • Erhöhter Blutdruck (arterielle Hypertonie)
  • Hochgradige Einengung der Halsschlagader (Carotis-Stenose)
  • Vorhofflimmern (Herzrhythmusstörung)
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Bewegungsmangel
  • Ungesunde Ernährung und Übergewicht
  • Chronischer Stress
  • Höheres Lebensalter
  • Frühere Schlaganfälle oder TIA (transitorische ischämische Attacke)

Schlaganfallversorgung: Diagnostik, Therapie und Betreuung auf der Stroke Station

Sobald Schlaganfallpatienten und -patientinnen auf der Stroke Unit im Krankenhaus ankommen, beginnt das Team umgehend mit der neurologischen Diagnostik und bespricht die individuell passende Therapie. Je nach Befund kann eine medikamentöse Behandlung wie die intravenöse Thrombolyse oder ein minimal-invasiver Eingriff wie die mechanische Thrombektomie notwendig sein. Bereits im Anschluss an die Akutphase wird mit ersten Rehabilitationsmaßnahmen begonnen, um Folgeschäden zu lindern. 

Die Behandlung auf der Stroke Unit umfasst eine intensive Diagnostik, Therapie und Versorgung, darunter:

  • intensive Überwachung mittels Monitoranlage: kontinuierliche Kontrolle von Blutdruck, Puls, Temperatur und Atmung
  • bildgebende und funktionelle Diagnostik: Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT), Elektrokardiogramm (EKG), Angiografie oder Echokardiografie
  • spezifische Therapieverfahren: z. B. Thrombolyse oder Thrombektomie zur Entfernung eines Gefäßverschlusses
  • rasche Reaktion auf Komplikationen: enge Überwachung auf mögliche neurologische, kardiologische oder internistische Zwischenfälle
  • interdisziplinäre Zusammenarbeit: enge Kooperation mit Fachbereichen wie Neurologie, Kardiologie, Gefäßmedizin oder Radiologie
  • früher Reha-Beginn: Einbindung von Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten bereits während des Aufenthalts auf der Stroke Unit
Ein Neurologe bei einer Angiografie auf der Stroke Unit.

Ihr Kontakt zu uns

Die Klinik für Neurologie unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jan Sobesky ist bereits seit über zehn Jahren als Stroke Unit zertifiziert. Im Jahr 2020 wurde ihr durch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie die Anerkennung als überregionale Stroke Unit erteilt. Diese höchste Versorgungsstufe bedeutet, dass rund um die Uhr spezialisierte Fachbereiche wie Neuroradiologie, Neurochirurgie und Gefäßmedizin verfügbar sind – wichtige Voraussetzungen für komplexe Behandlungen wie die Thrombektomie.

Auf der Stroke Unit im Johanna Etienne Krankenhaus der St. Augustinus Gruppe stehen jederzeit zwei neurologische Ärztinnen bzw. Ärzte für die Versorgung von Schlaganfallpatienten und -patientinnen bereit, einer davon ausschließlich für die Schlaganfallversorgung. So wird eine lückenlose Betreuung in der sensiblen Akutphase sichergestellt.

Lena Peschkes

Sekretärin

Johanna Etienne Krankenhaus

02131 529 56002
l.schiffer@ak-neuss.de

Wolfgang Lüpertz

Case Manager

02131 529 56092
w.luepertz@ak-neuss.de

Thomas Schmitz

SOS-Koordinator

Johanna Etienne Krankenhaus

02131 529 58152
thomas.schmitz@ak-neuss.de

Direkte Behandlung von Schlaganfallpatienten in der Stroke Unit

Zu den Aufgaben der Stroke Unit gehört die unmittelbare Behandlung des Schlaganfalls, etwa durch die medikamentöse Auflösung eines Blutgerinnsels mittels Thrombolyse oder durch eine mechanische Rekanalisation im Rahmen der interventionellen Neuroradiologie (Thrombektomie).

Auch das Monitoring, also die kontinuierliche Überwachung der Patientinnen und Patienten in der Akutphase, ist Teil der Versorgung auf der Stroke Unit. Das Team aus verschiedenen Fachdisziplinen klärt dabei die Ursachen des Schlaganfalls und leitet gezielt die weitere Therapie ein:

  • interdisziplinäre Behandlung der Schlaganfallursachen, z. B. medikamentöse Einstellung von Blutdruck, Blutzucker oder Cholesterin
  • operative Versorgung einer verengten Halsschlagader (Carotis-Operation) durch spezialisierte Gefäßchirurginnen und Gefäßchirurgen
  • endovaskuläre Verfahren wie Carotis-Stenting oder Stenting intrakranieller Gefäße
  • interventionelle Korrektur schlaganfallrelevanter Herzfehler, z. B. Schirmchenverschluss beim sogenannten persistierenden Foramen ovale, kurz FPO
  • bei Bedarf Einbindung der Neurochirurgie, etwa bei Hirnblutungen
Ein Patient auf der Stroke Unit wird für die Durchführung einer Thrombektomie vorbereitet.

Thrombektomie

Das multiprofessionelle Team der Stroke Unit kann mittels Thrombektomie Blutgerinnsel aus dem Gehirn entfernen. Über einen kleinen Schnitt in der Leiste wird ein dünner Katheterschlauch bis hin zu den Hirngefäßen geführt. Das Gerinnsel, das die Blutzufuhr zum Gehirn blockiert, wird dort abgetragen. Dieses Verfahren kann Patientinnen und Patienten mit einem Schlaganfall das Leben retten und verhindern, dass das Geschehen sie körperlich und geistig nachhaltig einschränkt. Nach einem Schlaganfall eröffnet nur ein frühzeitiges Eintreffen auf der Stroke Unit gute Möglichkeiten für eine erfolgreiche Therapie.

Das Team der Stroke Unit bereitet sich für eine Thrombolyse vor.

Thrombolyse

Nicht in allen Fällen ist ein mechanisches Verfahren wie die Thrombektomie möglich. Bei etwa 15 Prozent der Schlaganfallpatienten und -patientinnen kann ein verstopftes Hirngefäß mit Hilfe eines Medikaments wieder geöffnet werden. Diese Form der Therapie nennt man Thrombolyse.

Ob eine Thrombolyse infrage kommt, hängt unter anderem von der Art des Schlaganfalls, dem Ort des Gefäßverschlusses, der aktuellen Medikation sowie dem Zeitpunkt des Eintreffens auf der Stroke Unit ab. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen auf eine wirksame neurologische Versorgung ohne Folgeschäden.

Krankenhaus mit einer Stroke Unit innerhalb der St. Augustinus Gruppe

in Neuss


Wir beantworten Ihre Fragen zum Spezialgebiet Stroke Unit

FAQ

Wie lange dauert die Akutphase beim Schlaganfall?

Die Akutphase beim Schlaganfall umfasst in der Regel die ersten ein bis fünf Tage nach dem Ereignis. In dieser Zeit erfolgt die intensive neurologische Überwachung und Behandlung auf der Stroke Unit im Krankenhaus. Ziel ist es, lebensbedrohliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und die Grundlage für die weitere Therapie zu legen. Anschließend beginnt meist die rehabilitierende Weiterbehandlung in einer geeigneten Einrichtung oder Abteilung.

Was ist die Aufgabe der Stroke Unit im Krankenhaus?

Die Stroke Unit ist auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten und -patientinnen in der Akutphase spezialisiert. Ihre Aufgaben umfassen:

  • schnelle neurologische Diagnostik
  • Einleitung spezifischer Therapien wie Thrombolyse oder Thrombektomie
  • kontinuierliches Monitoring und Überwachung lebenswichtiger Funktionen
  • frühzeitige Erkennung und Behandlung möglicher Komplikationen
  • interdisziplinäre Ursachenklärung und Therapieplanung
  • Vorbereitung der weiteren Versorgung, z. B. in der Rehabilitation

Was bedeutet die Zertifizierung einer Stroke Unit?

Eine Stroke Unit wird nach festen Qualitätsstandards zertifiziert. Die Deutsche Schlaganfallgesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie prüfen dabei unter anderem die personelle, technische und räumliche Ausstattung, die Qualifikation des Teams sowie die Abläufe bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten und -patientinnen.

Die Zertifizierung bestätigt, dass die Stroke Unit im Krankenhaus eine strukturierte, hochwertige Versorgung in der Akutphase eines Schlaganfalls sicherstellt. Das Verfahren macht die Qualität der Schlaganfallversorgung nachvollziehbar und schafft Vertrauen bei Patientinnen, Patienten und Angehörigen.

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