Bandscheibenvorfall

Was tun bei den ersten Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls?

Unvermittelt auftretende, stechende Schmerzen im Rücken können ein erster Hinweis auf einen Bandscheibenvorfall sein, der das Leben eines Betroffenen von einem Moment zum nächsten auf den Kopf stellen kann. Die meisten Menschen, die Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls zeigen, sind zwischen 40 und 55 Jahre alt. Ein Bandscheibenvorfall tritt per Definition auf, wenn der zähe Faserknorpel der Bandscheibe reißt und ihr gallertiger Kern in den Wirbelkanal austritt. Doch da nicht jeder Bandscheibenvorfall auch schmerzhaft auf einen Nerv drückt, bleiben viele Bandscheibenvorfälle ohne Schmerzen unbemerkt. Treten jedoch Warnsignale wie eine unkontrollierte Darmentleerung, unerklärliche Schwäche in den Extremitäten sowie Probleme beim Wasserlassen auf, sollten Patientinnen und Patienten umgehend ärztlichen Rat einholen. Wir erklären Ihnen, was ein Bandscheibenvorfall ist und was Sie bei einem Bandscheibenvorfall tun können.

 

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Ein Bandscheibenvorfall wird definiert als Durchbruch des Gallertkerns einer Bandscheibe durch ihren Faserring. Dies kann dazu führen, dass er auf Nerven drückt und Schmerzen verursacht. Jede Bandscheibe besteht aus einem inneren Gallertkern, der wie ein Gelkissen fungiert, und ist von einem harten Faserring umgeben, der die Bandscheibe in Position hält. Mit fortschreitendem Alter kann der Wassergehalt und somit die Elastizität der Bandscheibe abnehmen. Wenn der Faserring Risse bekommt, kann der Gallertkern nach außen vorwölben, und wenn er den Faserring durchbricht, spricht man von einem Bandscheibenvorfall.

Ein Arzt hält ein Modell einer Bandscheibe in der Hand, um zu zeigen, was bei einem Bandscheibenvorfall passiert.

Welche Symptome treten beim Bandscheibenvorfall auf?

Bei einem Bandscheibenvorfall können verschiedene Symptome auftreten, die je nach Lokalisation und Ausmaß des Vorfalls variieren. Typische Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls sind Rückenschmerzen, die in ein Bein oder einen Arm ausstrahlen können.

Wird Druck auf die Nervenwurzeln ausgeübt, so können bei einem Bandscheibenvorfall außer Rückenschmerzen auch weitere Symptome auftreten. Hierdurch kann es schwerfallen, spezifische Symptome und Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall zu erkennen:

  • Halswirbelsäule: Druck in diesem Bereich der Bandscheiben Schmerzen verursachen, die in die Arme ausstrahlen.
  • Lendenwirbelsäule: Im Bereich der Lendenwirbelsäule können heftige Schmerzen im unteren Rückenbereich auftreten, die teils bis in das Bein ausstrahlen.
  • Rückenmark: Bei Druck auf das Rückenmark kann es zu intensiven Schmerzen in einem Bein oder Arm, Gefühlsstörungen oder einer Schwäche beider Arme und/oder Beine kommen.
  • Pferdeschweif: Liegt der Druck dagegen auf den Nerven am unteren Ende des Rückenmarks (auch Pferdeschweif genannt), können Störungen beim Wasserlassen und Stuhlgang auftreten. Außerdem kann dies zu Taubheitsgefühlen im Bereich des Afters und der Genitalien führen.

Ursachen und Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall

Ursachen und Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall können sein:

  • altersbedingter Verschleiß der Bandscheibe
  • falsche Sitzhaltung
  • untrainierte Rückenmuskulatur
  • Übergewicht und falsche Ernährung
  • falsches Heben
  • rauchen
  • Wirbelsäulenveränderungen
  • Genetik

Alterungsprozesse führen im Laufe des Lebens dazu, dass die Bandscheiben nach und nach an Elastizität verlieren. Hierdurch wird ihr stützender Faserring spröder und gibt schneller nach, wodurch sich in einigen Fällen ein Bandscheibenvorfall entwickeln kann. Übergewicht, mangelnde Bewegung und ständiges Sitzen erhöhen den Druck auf die Bandscheiben und heben in ihrem Verlauf das Risiko für einen Bandscheibenvorfall an. Hiervon sind besonders Berufsgruppen betroffen, die häufig sitzen, wie etwa LKW-Fahrerinnen und -Fahrer oder Büroangestellte.

Auch das Heben von schweren Gegenständen mit krummen Rücken führt zu einer falschen Belastung der Lendenwirbelsäule. Zudem können genetische Faktoren das Risiko eines Bandscheibenvorfalls: Sind Familienmitglieder von Bandscheibenvorfällen betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit von jüngeren Menschen für einen Bandscheibenvorfall ebenfalls an. Zuletzt kann auch ein Unfall dazu führen, dass ein vorgeschädigter Wirbelkörper bzw. eine vorgeschädigte Bandscheibe weiter beschädigt wird und sich zu einem Bandscheibenvorfall entwickelt.

Folgen eines Bandscheibenvorfalls

Ein unbehandelter Bandscheibenvorfall kann zu dauerhaften Nervenschäden führen, die chronische Schmerzen, bleibende Gefühlsstörungen und Lähmungen zur Folge haben können. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall rasch eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren und mit der geeigneten Therapie zu beginnen.

Nicht jedes Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls muss zu chronischen Beschwerden führen. Leicht geschädigte Nerven besitzen das Potenzial, sich innerhalb mehrerer Monate zu erholen, wodurch die Symptome abklingen können. Wie lange nach einem Bandscheibenvorfall die Genesung dauert, variiert jedoch je nach Schwere und Behandlungsform.

So stellt der Arzt die Diagnose Bandscheibenvorfall

Zur Diagnose eines Bandscheibenvorfalls befragt die Ärztin oder der Arzt die Patientin oder den Patienten ausführlich nach den Beschwerden und führt eine körperliche Untersuchung durch. Ein Bandscheibenvorfall kann sicher mittels Computertomografie (CT) oder Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) nachgewiesen werden.

Neben einem CT oder MRT kann der Arzt oder die Ärztin auch mittel der Myelografie einen Bandscheibenvorfall erkennen. Bei diesem invasiven Verfahren wird ein Kontrastmittel in den Wirbelkanal gespritzt. Anschließend erfolgt eine Röntgenaufnahme oder ein CT. Die Myelografie findet selten Anwendung, da CT und MRT bereits eine sichere Diagnose stellen können. Nur wenn die Fachkraft den Rückenmarkskanal sehr genau betrachten möchte, wird die Myelografie eingesetzt.

Eine Patientin erhält einen CT-Scan zur Diagnose eines Bandscheibenvorfalls.

Behandlung eines Bandscheibenvorfalls

Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls beginnt meist mit konservativen Therapien, einschließlich schmerzlindernder und entzündungshemmender Medikamente. Physiotherapie, Wärmeanwendungen und gezielte Injektionen können ebenfalls zur Linderung der Symptome beitragen. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen oder neurologische Defizite auftreten, kann ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden.

Zu den Behandlungszielen gehören das Reduzieren der Schmerzen sowie das Wiederherstellen der normalen Funktion der einzelnen Bandscheiben nach einem Bandscheibenvorfall. Was besonders nach einem Bandscheibenvorfall hilft, ist eine ausgiebige anschließende Rehabilitationsphase.

Behandlung ohne Operation

In bis zu 90 Prozent der Bandscheibenvorfälle können konservative Therapien die Symptome verbessern oder gar vollständig verschwinden. Zu den konservativen Behandlungsmethoden gehören:

  • Schmerzlindernde Medikamente: Diese können die Patientinnen und Patienten dabei unterstützen, Bandscheibenschmerzen zu reduzieren und Entzündungen zu verringern.
  • Wärme: Wärmeanwendungen können helfen, die Muskulatur zu entspannen und Schmerzen zu lindern.
  • Lagerungsmaßnahmen: Bei Schmerzen hilft es häufig, die Beine höher zu lagern und so den Druck auf die Wirbelsäule zu verringern. Dies ist bspw. mit einem Stufenbett möglich.
  • Physiotherapie: Zuletzt können Übungen und Techniken aus der Physiotherapie die Patientinnen und Patienten beim Stärken der Rückenmuskulatur unterstützen und die Flexibilität verbessern.

Operativer Eingriff an der Wirbelsäule

Nur in seltenen Fällen ist eine Bandscheibenvorfall-OP nach Bandscheibenschäden notwendig. Sie wird in Erwägung gezogen, wenn:

  • eine konservative Therapie nicht erfolgreich war.
  • der Bandscheibenvorfall starke, schmerzmittelresistente Schmerzen verursacht.
  • Lähmungserscheinungen im Körper auftreten.
  • der operative Eingriff das herausgetretene Bandscheibengewebe entfernen und den Druck auf die betroffene Nervenwurzel verringern soll.

Ist ein chirurgischer Eingriff angeraten, stehen diese Verfahren in der Wirbelsäulenchirurgie zur Verfügung:

  • Mikrochirurgische Diskektomie: Die mikrochirurgische Diskektomie ist ein minimal-invasiver Eingriff, bei dem mithilfe eines Operationsmikroskops und weiteren Spezialinstrumenten die betroffene Bandscheibe und das Bandscheibengewebe entfernt werden. Auf diese Weise können die eingeengten Rückenmarksnerven entlastet werden.
  • Offene Diskektomie: Bei der offenen Diskektomie werden während der Operation größere Schnitte gesetzt. Da viele Eingriffe durch die mikrochirurgische Diskektomie ersetzt wurden, findet die offene Diskektomie hauptsächlich bei Fehlbildungen der Wirbelsäule Anwendung.
  • Endoskopische Diskektomie: Bei dieser ebenfalls minimal-invasiven Technik werden die Endoskope und Mikroinstrumente über kleine Hautschnitte unter die Haut eingeführt. Hierfür reicht häufig eine lokale Betäubung der Patientinnen und Patienten aus.

Reha nach dem Bandscheibenvorfall

Um die volle Funktionsfähigkeit der Wirbelsäule wiederherzustellen, ist eine Rehabilitation nach einem chirurgischen Eingriff häufig notwendig. Dank einer ausgiebigen Rehabilitationsphase können zukünftige Probleme darüber hinaus verhindert werden. Eine Reha kann diese Punkte beinhalten:

  • Physiotherapie: Die Physiotherapie unterstützt die Patientinnen und Patienten dabei, die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu verbessern und die Rückenmuskulatur zu stärken.
  • Ergotherapie: Während der Ergotherapie lernen sie, ihre täglichen Aktivitäten zukünftig rückenfreundlich zu gestalten, um weiteren Problemen mit der Brustwirbelsäule vorzubeugen.
  • Schmerzmanagement: Heilen die Schmerzen nach einem Bandscheibenvorfall nicht vollständig aus, so können die Patientinnen und Patienten einen besseren Umgang mit ihren Bandscheibenschmerzen erlernen und diese reduzieren.

So erlangen Sie nach einem Bandscheibenvorfall wieder Schmerzfreiheit

Ein Bandscheibenvorfall und seine Symptome können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen und zu anhaltenden Schmerzen führen. Bei einem Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sollten Sie daher rechtzeitig eine fachkundige Beratung und Behandlung in Anspruch nehmen. Die Erholung nach einem Bandscheibenvorfall dauert je nach Schwere und Behandlungsansatz unterschiedlich lange. Während einige Patientinnen und Patienten nach wenigen Wochen wieder vollständig genesen sind, benötigen andere mehrere Monate intensiver Therapie.

Doch an wen wendet man sich und was hilft, wenn man Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls bemerkt? Die St. Augustinus Gruppe bietet nicht nur Behandlungen für Bandscheibenvorfälle an, sondern auch präventive Maßnahmen und Therapien zur Vermeidung von Bandscheibenschäden. Bei unserem Team der Wirbelsäulentherapie stehen Sie als Patient bzw. Patientin im Mittelpunkt und erhalten dank unseres engagierten Teams und modernster Technologien eine umfassende und kompetente Versorgung bei Bandscheibenvorfällen und anderen gesundheitlichen Herausforderungen. Mit der St. Augustinus Gruppe setzen Sie auf ein Team, das sich Ihrer Gesundheit mit größter Hingabe widmet.

Ein Arzt berät eine Patientin zur Behandlung ihres Bandscheibenvorfalls.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Wirbelsäulentherapie

Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Bandscheibenvorfall

FAQ

Zu welchem Arzt sollte man bei einem Bandscheibenvorfall?

Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sollte man zunächst einen Allgemeinmediziner bzw. -medizinerin oder eine Orthopädin bzw. einen Orthopäden aufsuchen. Diese können eine erste Diagnose stellen und gegebenenfalls an einen Wirbelsäulenspezialisten oder -spezialistin überweisen.

Wenn Sie bei einem Bandscheibenvorfall wissen möchten, welcher Arzt bzw. welche Ärztin sich für Sie eignen, helfen wir Ihnen gern jederzeit weiter.

Welche Übungen sind nach einem Bandscheibenvorfall hilfreich?

Nach einem Bandscheibenvorfall können gezielte physiotherapeutische Übungen helfen, die Rückenmuskulatur zu stärken und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu fördern. Es ist wichtig, diese Übungen unter Anleitung eines Physiotherapeuten oder -therapeutin durchzuführen, um weitere Verletzungen zu vermeiden.

Wo treten Bandscheibenvorfälle am häufigsten auf?

Bandscheibenvorfälle treten am häufigsten zwischen den Wirbelkörpern der Lendenwirbelsäule (LWS) auf, insbesondere zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel oder zwischen dem fünften Lendenwirbel und dem ersten Steißbeinwirbel. Weniger häufig sind die Halswirbelsäule (HWS) und die Brustwirbelsäule (BWS) betroffen.

Kann man einem Bandscheibenvorfall vorbeugen?

Ja, es gibt mehrere Maßnahmen zur Vorbeugung eines Bandscheibenvorfalls. Dazu gehören eine rückenfreundliche Haltung, regelmäßige Bewegung, Stärkung der Rückenmuskulatur, Vermeidung von Übergewicht und falschem Heben.

Wie fühlt sich ein Bandscheibenvorfall an?

Ein Bandscheibenvorfall kann sich durch stechende Schmerzen im Rücken bemerkbar machen, die oft in andere Körperbereiche ausstrahlen. Zusätzlich können Taubheitsgefühle, Kribbeln, Bewegungseinschränkungen und in schweren Fällen sogar Lähmungserscheinungen auftreten. Bei Lähmungserscheinungen oder Blasenentleerungsstörungen sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Das sagen unsere Experten zum Thema Bandscheibenvorfall

Fachliche Expertise