Lordose und Hyperlordose der Wirbelsäule

Wenn die Lordose im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule krankhaft wird

Die Lordose ist laut Definition erst mal etwas ganz Natürliches, denn: Die Bedeutung des Worts Lordose geht auf die griechische Beschreibung „vorwärts gekrümmt“ zurück. Daher meint Lordose die normale (physiologische) Krümmung der Wirbelsäule nach vorne. Viele Menschen geben jedoch nicht genug Acht auf ihren Rücken. Bei Rückenschmerzen handelt es sich nicht umsonst um eine Volkskrankheit. Bewegungsmangel, sitzende Tätigkeit und falsche Körperhaltung können nicht nur zu Schmerzen im Rücken führen, sondern auch zu krankhaften Verformungen der Wirbelsäule. Dazu gehört auch die krankhafte Lordose (Hyperlordose oder Hohlkreuz). Eine krankhafte Lordose im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) bzw. Lendenwirbelsäule (LWS) kann Rückenschmerzen verursachen sowie zur Abnutzung und Überlastung des Bewegungsapparats führen.

Wir erklären Ihnen, was eine Lordose genau ist und welche Ursachen eine krankhafte Lordose im Bereich LWS und HWS hat. Außerdem erfahren Sie, durch welche möglichen Therapien sich eine krankhafte Lordose am besten behandeln lässt.

Definition: Lordose und Kyphose

Im Halswirbelbereich sowie im Bereich der Lenden ist die Wirbelsäule nach vorne gewölbt (Lordose), im Brust- und Kreuzbeinbereich nach hinten (Kyphose). Bis zu einem gewissen Grad entsprechen diese Wölbungen, sowohl Kyphose als auch Lordose, der normalen Anatomie der Wirbelsäule.

Sowohl im Halswirbelbereich als auch im unteren Rücken ist die wichtigste Funktion der Wirbelsäule den Körper aufrecht zu halten. Sie verbindet zudem Kopf, Brustkorb, Becken, Schultern, Arme und Beine miteinander. Dabei ist die Wirbelsäule kein gerader Strang. Ihre Bauweise umfasst leichte Krümmungen, wodurch eine S-Form entsteht. Mithilfe von Bandscheiben und Bändern kann sie flexibel auf Belastungen und Erschütterungen reagieren und diese abfedern.

Bedeutung: Was ist eine Lordose?

Die natürliche Krümmung der Wirbelsäule im Bereich Lendenwirbelsäule (LWS) bzw. Halswirbelsäule wird als physiologische Lordose bezeichnet. Bei einer stark ausgeprägten Vorwärtskrümmung der Lendenwirbelsäule (LWS) kommt es zu einer krankhaften Lordose, dem Hohlkreuz (Hyperlordose). Die Wirbelsäule wölbt sich dann übermäßig in Richtung Bauch, woraus eine Beckenkippung resultiert.

In der Fachsprache bezeichnet man Lordosen im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) als zervikale Lordosen. In der erkrankten Form spricht man dann statt von der zervikalen Lordose von der zervikalen Hyperlordose. Sitzt die Lordose im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) spricht man auch von der Lendenlordose bzw. fachsprachlich der lumbalen Lordose. Äquivalent zum Halswirbelbereich nennen Fachleute eine krankhafte lumbale Lordose auch eine lumbale Hyperlordose. Dabei kommt die krankhafte Lordose der Lendenwirbelsäule (LWS) etwas häufiger vor als an der Halswirbelsäule (HWS).

Was ist eine Kyphose?

Ähnlich wie bei der Lordose ist auch die Kyphose eine natürliche Wölbung der Wirbelsäule – allerdings nach hinten und im Bereich der Brustwirbelsäule (Brustkyphose). Bei einer krankhaften Kyphose (Hyperkyphose) krümmt sich die Wirbelsäule übermäßig nach hinten, wodurch ein runder Rücken bzw. Buckel entsteht. Tendenziell bildet sich eine verstärkte Brustkyphose mit zunehmendem Alter.

Ursachen einer krankhaften Kyphose bzw. Lordose

Muskeln halten die gesamte Wirbelsäule des Menschen, egal ob im Bereich der Halswirbelsäule, Lendenwirbelsäule oder im Brustbereich. Weder die Lordose noch die Kyphose sind schon von Geburt an zu stark gekrümmt. Ursache Nummer eins für eine übermäßige Ausprägung ist ein Ungleichgewicht der Muskulatur. In der Regel handelt es sich dabei um eine geschwächte Bauchmuskulatur, da sie sich am schnellsten zurückbildet. Wird die Muskulatur, welche die Wirbelsäule stützt, müde, so lassen die natürliche Unterstützung und auch die Krümmung nach und es kommt zur Hyperkyphose (Rundrücken) bzw. -lordose (Hohlkreuz). Eine geschwächte oder verkürzte Muskulatur und Muskelabbau gehen meistens aus Bewegungsmangel, zu viel Sitzen oder Stehen sowie aus Fehlhaltung hervor.

Wie entsteht ein Hohlkreuz (Hyperlordose)?

Eine krankhafte Lordose oder Hyperlordose (Hohlkreuz) entsteht in der Regel aus einer geschwächten Muskulatur. Im Falle eines Hohlkreuzes ist vor allem die untere Rückenmuskulatur ermüdet. Die wichtigsten Ursachen für die Entwicklung einer Hyperlordose sind Bewegungsmangel, häufiges unergonomisches Sitzen bzw. Stehen sowie eine dauerhaft falsche Haltung.

Weitere Ursachen und Risikofaktoren für krankhafte Lordosen sind:

  • schwache Rücken- und Bauchmuskulatur
  • Übergewicht
  • Fehlstellungen der Hüfte
  • Fehlbelastungen
  • Morbus Pomarino (Zehenspitzengang)
  • Wirbelgleiten
  • Skoliose

Besonders gefährdet sind außerdem Menschen, die häufig Schuhe mit hohen Absätzen tragen, denn durch die Absätze entsteht eine Beckenkippung nach vorne. Um den veränderten Körperschwerpunkt auszugleichen, geht man dann automatisch im Hohlkreuz.

Welche Ursache hat die Hyperkyphose?

Neben den typischen Ursachen für eine krankhafte Lordose bzw. Kyphose wie Bewegungsmangel und falsche Körperhaltung liegen einer Hyperkyphose im Halswirbelbereich häufig genetische oder medizinische Ursachen zugrunde. Dazu zählen angeborene Fehlbildungen, muskuläre Schwächen der stabilisierenden Rückenmuskulatur, Morbus Scheuermann oder Bechterew, osteoporotische Wirbelbrüche, Verletzungen, Infektionen oder Tumore.

Welche Symptome treten bei einer krankhaften Lordose auf?

Eine Frau hat Rückenschmerzen als Symptom einer krankhaften Lordose (Hyperlordose).

Ob Lordose oder Kyphose – Menschen mit einer übermäßig ausgeprägten Wölbung der Wirbelsäule haben im Anfangsstadium meist keine spezifischen Beschwerden. Im Verlauf empfinden Betroffene zunächst Verspannungen oder leichte Rückenschmerzen. Hält die Fehlhaltung länger an, verkürzen sich Bänder und Sehen der Muskulatur aufgrund der falschen Haltung zunehmend. Die Schmerzen im Rücken prägen sich aus und Betroffene fühlen sich verstärkt eingeschränkt in ihrer Beweglichkeit

Hinter chronischen Rückenschmerzen stecken oft eine zu stark gekrümmte Kyphose oder Lordose oder sogar beides. Hohlkreuz und Rundrücken können zwar auch unabhängig voneinander auftreten, meistens und vor allem im fortgeschrittenen Stadium treten sie jedoch gemeinsam auf und begünstigen sich einander: Besteht bereits eine krankhafte Lordose im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS), kann das wiederum zu einer Hyperkyphose führen, um die Verlagerung auszugleichen, damit man nicht nach vorne oder hinten überkippt.

Langfristig führen Abnutzungserscheinungen an den Wirbeln und Fehlbelastung der Muskulatur nicht nur zu Schmerzen im Rücken und eingeschränkter Beweglichkeit. In extremen Fällen steigt durch die Fehlstellung der Wirbelsäule sogar das Risiko von Knochenbrüchen und es kann zu einer Einschränkung der Lungen- und Herzfunktion kommen.

Zusätzliche Symptome, die bei Hyperlordose oder -kyphose auftreten können:

  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • ausstrahlende Schmerzen in die Oberschenkel
  • Verspannungen
  • eine vorgewölbte Bauchpartie
  • Haltungsprobleme
  • Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit

Taubheitsgefühl oder Kribbeln deuten bereits auf Nervenschädigungen hin. Bei solchen Anzeichen sollten Sie in jedem Fall ärztlichen Rat einholen, denn das Risiko von Bandscheibenvorfällen ist erhöht.

Die Diagnose einer krankhaften Lordose

Um eine krankhafte Kyphose oder Lordose der Wirbelsäule festzustellen, steht Ärztinnen und Ärzten neben Blickdiagnose, Befragung und typischen Untersuchungen der sogenannte Haltungstest nach Matthiaß zur Verfügung. Dafür stellen sich Betroffene aufrecht hin und strecken mit geschlossenen Augen beide Arme gleichzeitig 30 Sekunden lang waagerecht nach vorne. Leiden Menschen an einer Hyperlordose kippt bei dieser Übung entweder der Oberkörper nach hinten oder Schultergürtel und Becken bewegen sich nach vorne.

Nach ausführlichem Gespräch, körperlicher Untersuchung sowie Haltungstest führen Medizinerinnen und Mediziner zur Absicherung in der Regel eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule durch. Anhand der Röntgenaufnahmen kann die Ärztin oder der Arzt das Ausmaß der Hyperlordose bzw. -kyphose feststellen und den Winkel der Krümmung der Wirbelsäule messen. Eher selten und auch nur um andere Krankheiten auszuschließen, führt das ärztliche Team auch mal MRT-Untersuchungen, Knochendichtemessungen (DEXA) oder CT-Untersuchungen durch.

Ein Arzt stellt bei einer Frau eine krankhafte Lordose der Wirbelsäule fest.

Wie erfolgt die Therapie bei einer krankhaften Lordose?

Menschen, die an einer übermäßigen Lordose oder Kyphose der Wirbelsäule in Form von Hohlkreuz oder Rundrücken leiden, können ihre körperliche Fehlhaltung häufig durch Physiotherapie und eine Kräftigung und Dehnung der Rücken-, Becken- und Bauchmuskulatur verbessern. Auch Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking, Yoga und Pilates eignen sich, um einer Lordose beizukommen.

Um eine Kyphose oder Lordose aufzuheben (Entlordosierung), gibt es verschiedene therapeutische Ansätze:

  • Medikamentöse Behandlung
    Zunächst gehen Ärztinnen und Ärzte gegen die Symptome von Hyperlordose oder -kyphose vor und bekämpfen Schmerzen und Bewegungseinschränkung erst mal durch das Verabreichen von Medikamenten.
  • Chirurgischer Eingriff
    In schweren Fällen einer krankhaften Lordose und Kyphose kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, z. B., um Spinalkanalstenose oder Bandscheibenvorfälle zu behandeln.
  • Ausgleichsport
    Um die übermäßige Kyphose und Lordose zu entlasten, führt kein Weg daran vorbei, die geschwächte Bauch- und Rückenmuskulatur durch Training wieder aufzubauen. Vor allem Ausgleichsportarten wie Yoga und Pilates können helfen, Fehlstellungen zu verbessern.
  • Physiotherapie
    Beim Training der Muskulatur können Betroffene viel falsch machen. Daher empfiehlt sich das Training innerhalb einer Physiotherapie. Die dort erlernten Bewegungen und Übungen können und sollten Betroffene anschließend – auch ohne fortlaufende Therapie – regelmäßig fortführen, damit sich die Fehlstellung nicht wieder bildet.
  • Medizinische Hilfsmittel
    Unterstützend zur Physiotherapie können auch medizinische Hilfsmittel zum Einsatz kommen, um die Lendenwirbelsäule bei Hohlkreuz zu korrigieren und die Lordose aufzuheben (Entlordosierung) z. B. eine Orthese. Ihre Stützbandage umschließt den Rumpf, wodurch sie eine Kompression auf den Bauchraum ausübt und großflächig die Lendenlordose stabilisiert.
  • Angepasste Schlafgelegenheiten
    Eine gesunde und entspannte Haltung im Schlaf durch angepasste Schlafgelegenheiten wie Lattenrost und Matratze ist wichtig, um Lordose der Wirbelsäule so zu stützen, dass die natürliche Doppel-S-Krümmung beibehalten bleibt. Es braucht einen hochwertigen Lattenrost und eine ergonomische Matratze, um die Muskulatur nachts zu entlasten.

So erlangen Sie bei Hohlkreuz und Rundrücken wieder mehr Bewegungsfreiheit

Rückenschmerzen sind nicht ohne Grund eine besonders verbreitete Volkskrankheit: Immer mehr Menschen führen sitzende Bürotätigkeiten aus und gleichen den Bewegungsmangel in ihrer Freizeit nicht durch Sport aus. Es kommt vermehrt zu Schmerzen im Rücken und Fehlstellungen der Wirbelsäule in der Bevölkerung. Körperlicher Fehlhaltung und -belastung können dazu führen, dass die natürliche Wölbung der Wirbelsäule nach vorn (Lordose) oder nach hinten (Kyphose) verstärkt wird und eine Hyperlordose (Hohlkreuz) bzw. Hyperkyphose (Buckel) entsteht. Dabei ist die Wirbelsäule besonders schützenswert, denn sie übernimmt vielfältige Aufgaben: Vor allem ist sie für die Wahrung unserer aufrechten Haltung und die Stabilität des Körpers verantwortlich und schützt zudem das Rückenmark, welches Nervenreize an das Gehirn weitergibt. Haben Sie chronische Rückenschmerzen, die Sie in Ihrer Beweglichkeit einschränken? Bei Verdacht auf Fehlstellung der Wirbelsäule empfiehlt es sich, einen Facharzt oder eine Fachärztin aufzusuchen. Falsche Bewegungen und Übungen, um eine krankhafte Lordose oder Kyphose auf eigene Faust zu behandeln, können mehr schaden als helfen.

Ein Arzt berät eine Patientin zur Therapie der Schmerzen durch ihre ausgeprägte Lordose.

Spezialgebiet Wirbelsäulentherapie

Die St. Augustinus Gruppe bietet mit dem Fachbereich Wirbelsäulentherapie als Spezialgebiet der Orthopädie nicht nur ausführliche Beratung und Behandlungen von Fehlstellungen der Wirbelsäule an, sondern vor allem präventive Maßnahmen und Therapien zur Vermeidung von krankhaften Lordosen und Kyphosen. Dazu zählt insbesondere die fachmännische Physiotherapie in den Einrichtungen der St. Augustinus Gruppe. Im Fokus der Physiotherapie steht immer, Menschen zu Schmerzfreiheit und mehr Beweglichkeit zu verhelfen. Im Falle von Hyperlordose und -kyphose soll sie nicht nur zur Korrektur der Fehlstellung beitragen, sondern auch durch die erlernten Übungen und Bewegungen vorbeugen sowie während und nach der Erkrankung unterstützen.

Durch das engagierte Team der Wirbelsäulentherapie und modernste Technologie bietet die St. Augustinus Gruppe umfassende und kompetente Versorgung bei Erkrankungen der Wirbelsäule und anderen gesundheitlichen Herausforderungen.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Wirbelsäulentherapie

Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Lordose

Wie kann man einer krankhaften Lordose vorbeugen?

Einer krankhaften Lordose (Hyperlordose) lässt sich am besten durch ausreichende Kräftigung und Dehnung der Muskulatur und viel Bewegung vorbeugen. Vor allem Kräftigungstraining der Rücken- und Bauchmuskulatur verbessert die Körperhaltung und entlastet die Wirbelsäule langfristig. Bei sitzender Tätigkeit empfiehl es sich zudem, auf eine aufrechte Haltung zu achten.

Außerdem können Hilfsmittel wie Lordosenstützen und Lendenkissen dabei helfen, eine gesunde und aufrechte Körperhaltung im Sitzen zu gewährleisten. Eine Lordosenstütze ist eine ergonomische Unterstützung für den Bereich der Lendenwirbelsäule. Sie kann dazu beitragen, die Muskulatur zu entlasten und somit Rückenschmerzen und Fehlhaltungen zu vermeiden, um krankhaften Lordosen vorzubeugen. Eingebaut in Bürostühle und Autositze, können Lordosenstützen individuell an die Körperform angepasst werden.

Lendenkissen sind eine gute Alternative zu Lordosenstützen. Sie sind in unterschiedlichen Materialien, Größen und Formen erhältlich und werden vor die normale Lehne eines Stuhls, Sessels oder Autositzes gelegt.

Wie schläft man am besten, um die natürliche Lordose zu unterstützen?

Um die Lordose im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) zu entlasten, sollten Sie auch im Schlaf auf eine schonende Haltung achten und die Wirbelsäule stützen. Die natürliche (physiologische) Lordose im Halswirbelbereich lässt sich nachts besonders gut durch ein nicht zu weiches Kissen unterstützen. Wählen Sie zudem ein Kissen, das weder zu hoch noch zu flach ist.

Wie lange dauert es, ein Hohlkreuz wegzutrainieren?

Durch regelmäßige, gezielte Übungen gegen Hohlkreuz (Hyperlordose) oder Rundrücken (Hyperkyphose) ist das Aufrichten der Wirbelsäule in jedem Alter ein Stück weit möglich. Damit die Wirbelsäule jedoch nicht noch zusätzlich verletzt wird, sollten Sie sich Übungen und Bewegungen von Fachleuten z. B. in einer Physiotherapie zeigen lassen. Führen Sie die Übungen mindestens zweimal wöchentlich durch, können schon nach vier bis sechs Wochen Erfolge zu sehen sein.

Das sagen unsere Experten zum Thema Lordose

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