Strahlentherapie: Bestrahlung gegen Krebs

Arten, Ablauf und Wirkung der Strahlentherapie

Neben Operation und Chemotherapie stellt die Strahlentherapie (Radiotherapie) die dritte Säule der modernen Krebstherapie dar. Bei der Bestrahlungstherapie wird eine hohe Dosis Strahlung, bestehend aus Schwerionen, in einen lokal eng begrenzten Bereich, das sogenannte Zielvolumen (bestehend aus dem Tumor und seinem Ausbreitungsgebiet), mit einem Bestrahlungsgerät eingestrahlt. Ziel der Krebsbestrahlung ist es, den Tumor zu vernichten. Da jede Strahlentherapie zu Nebenwirkungen führen kann, muss der behandelnde Arzt oder die Ärztin daher im Vorfeld Nutzen und Risiko der Therapie für Patientinnen und Patienten sehr genau gegeneinander abwägen. Was genau ist die Strahlentherapie, wie funktioniert sie und wie oft muss sie durchgeführt werden? Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Strahlentherapie.

Was ist eine Strahlentherapie?

Die Strahlentherapie (Radiotherapie) setzt gezielt ionisierende Strahlung gegen bösartige Tumorzellen ein, um sie zu zerstören und gleichzeitig das Normalgewebe zu schonen. Tumorzellen reagieren empfindlich auf die Bestrahlung: Durch die hohe Strahlendosis nimmt die Erbsubstanz der Zellen Schaden, sodass sie absterben. Die zerstörten Tumorzellen können sich nicht mehr vermehren oder teilen und gehen unter. Die Folge: Der Tumor wird kleiner oder verschwindet mithilfe der Bestrahlungstherapie sogar komplett.

Die Arten der Strahlentherapie

Je nach Zielsetzung der Behandlung lassen sich verschiedene Formen der Krebsbestrahlung und Bestrahlungstechniken unterscheiden:

Konventionelle Strahlentherapie

Röntgenstrahlung oder Elektronen bestrahlen gut- oder bösartig verändertes Gewebe von außen.

Stereotaxie

Die Strahlung zielt in vielen kleinen Dosen auf das betroffene Gewebe. Das Normalgewebe erhält nur eine geringe Strahlendosis, der Tumor aber eine sehr hohe.

Radiochirurgie

Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form der Stereotaxie. Der Tumor wird einmalig mit einer sehr hohen Strahlendosis von außen bestrahlt.

Brachytherapie

Mithilfe eines Katheters wird die Strahlenquelle direkt an das betroffene Gewebe angebracht, wodurch eine Bestrahlung von innen möglich ist.

Teletherapie

Hier befindet sich die Strahlenquelle in räumlicher Entfernung zum Tumor. Im Körperinneren liegende Tumorzellen erhalten Strahlung von außen durch die Haut.

Weitere Bestrahlungstechniken sind:

  • Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT)
  • RapidArc / VMAT
  • Bildgeführte Strahlentherapie (IGRT)
  • Atemgetriggerte Bestrahlung (Gating)
  • Kombinierte Radiochemotherapie

Was ist die Tomotherapie?

Die Tomotherapie gehört zur Radioonkologie und ist eine der modernsten Bestrahlungstechniken im Bereich der Strahlentherapie gegen Krebs. Dabei rotiert ein Linearbeschleuniger um einen langsam vorwärts bewegten Patienten oder eine Patientin und ermöglicht eine schnellere Bildgebung einzeln geformter Felder sowie eine schnellere Behandlung. Die Tomotherapie erlaubt daher eine sehr genaue und individuell angepasste Dosisverteilung sowie Strahlenanwendung.

Wie funktioniert eine Strahlentherapie?

Bei der Strahlentherapie erzeugt Strahlung bestehend aus Schwerionen Schäden am Erbgut der bestrahlten Zelle. Dadurch kann sie die Zellteilung verhindern und Tumorzellen zerstören. Die Wirkung der Strahlentherapie bezieht sich dabei auf einen lokal eng begrenzten Bereich, das sogenannte Zielvolumen, in das eine hohe Strahlendosis eingestrahlt wird. Durch die Bestrahlung soll zwar der Tumor kleiner oder ganz vernichtet werden, aber benachbarte Organe (Risikoorgane) und Gewebe (Normalgewebe) sollen möglichst geschont werden.

Gesundes Gewebe bzw. Normalgewebe besitzt Reparaturmechanismen, durch die entstandene Schäden in der Erbinformation beseitigt werden können. In Tumorzellen funktionieren diese Mechanismen oft nur eingeschränkt. Dadurch erklärt sich, dass viele bösartige Tumore besonders empfindlich auf Bestrahlung durch Schwerionen reagieren. In welcher Tiefe, in welchem Areal und welche Strahlen bei der Strahlentherapie Anwendung finden, bestimmen und berechnen Ärztinnen und Ärzte der Radioonkologie sowie Medizinphysiker bzw. -physikerinnen gemeinsam mit Strahlentherapeuten und -therapeutinnen. Da gesunde Zellen in stärkerem Maß als Tumorzellen zur Reparatur fähig sind und sich innerhalb mehrerer Stunden von der Strahlung erholen, findet die Krebsbestrahlung auch meistens in vielen Einzelsitzungen mit mehrstündigem Abstand statt. Üblich ist die tägliche Bestrahlung etwa als Tomotherapie oder Teletherapie von Montag bis Freitag mit einer Pause übers Wochenende.

Welche Strahlen werden bei einer Strahlentherapie eingesetzt?

Zur Behandlung von Tumorerkrankungen durch eine Strahlentherapie kommen in der Regel zwei Arten von ionisierender Strahlung zum Einsatz: Photonen- und Elektronenstrahlung. Photonen mit höherer Energie gehören zur Röntgenstrahlung, die sich vor allem für die Therapie tiefliegender Tumore eignet. Elektronen dringen nur wenige Zentimeter ins Gewebe ein und sind deshalb sehr gut zur Bestrahlung nahe der Oberfläche gelegener Tumoren.

Ablauf der Strahlentherapie und Bestrahlungsplanung

Die Herausforderung bei der Strahlentherapie ist, das zu behandelnde Gebiet möglichst genau zu treffen und dabei die umliegenden gesunden Organe und das Gewebe (Normalgewebe) zu schützen. Dafür muss der Tumor genau lokalisiert werden. Innerhalb der Bestrahlungsplanung werden das Bestrahlungsgebiet (Zielvolumen) und die Bestrahlungstechnik festgelegt. Moderne Bestrahlungstechniken wie die Tomotherapie sowie Bestrahlungsgeräte wie der Linearbeschleuniger ermöglichen dabei eine Eingrenzung der Strahlendosis auf das zuvor definierte Zielvolumen.

Eine Ärztin betreuen eine Patientin während des Ablaufs der Strahlentherapie.

Erstgespräch

Patientinnen und Patienten müssen alle wichtigen Unterlagen, wie Arztbriefe, Operations- und Histologieberichte, Bildbefunde und Bilder mitbringen. Anschließend wird die Behandlung, das Ziel und die zu erwartende Dauer der Strahlentherapie sowie der Ablauf im Einzelnen und die möglichen Nebenwirkungen erklärt. Im Anschluss bekommen Patientinnen und Patienten einen Termin für die Bestrahlungsplanung sowie Strahlenanwendung.

Bestrahlungsplanung

Eine dreidimensionale Bestrahlungsplanung ist Grundlage für die spätere Bestrahlung etwa der Tomotherapie oder Teletherapie. Dafür wird eine Computertomographie erstellt, die einen dreidimensionalen Bilddatensatz liefert. Strahlentherapeuten bzw. -therapeutinnen legen in diesem Bilddatensatz Schicht für Schicht das zu behandelnde Zielvolumen fest. Dabei handelt es sich um den Tumor selbst und um sein mikroskopisches Ausbreitungsgebiet. Organe können z. B. durch Atemtätigkeit ihre Lage verändern. Die Ärztinnen und Ärzte gleichen diese Lageungenauigkeit aus, indem sie zusätzlich einen Sicherheitssaum einkalkulieren. Medizinphysiker und -physikerinnen legen am Computer die Einstrahlrichtungen und die Form der Bestrahlungsfelder fest, die eine optimale Dosisverteilung ermöglichen, wodurch umliegende Risikoorgane und Normalgewebe bestmöglich geschont werden.

Erste Krebsbestrahlung

Vor der ersten Bestrahlung werden nochmal alle Parameter geprüft und Lagerungsaufnahmen angefertigt. Erst wenn alles übereinstimmt und Patientinnen bzw. Patienten richtig gelagert sind, führen die anwesenden Expertinnen und Experten die Bestrahlung durch. Die Strahlenanwendung selbst geht schnell und dauert insgesamt aus verschiedenen Bestrahlungswinkeln nur wenige Sekunden. Aufgrund der vorherigen Überprüfung sollte man für den ersten Tag etwa 30 bis 60 Minuten Zeit einplanen. Erkrankte erhalten anschließend alle weiteren Termine für die gesamte Behandlung.

Tägliche Bestrahlung

Für die tägliche Behandlung der Tumorerkrankung sollten Patientinnen und Patienten 15 bis 20 Minuten einplanen. Die Erkrankten warten in Kabinen darauf, dass das geschulte Personal der Klinik oder Praxis ihren Namen aufruft, um mit der Bestrahlung durch beispielsweise die Teletherapie zu beginnen. Die gesamte Bestrahlungsserie dauert in der Regel zwischen zwei bis acht Wochen. Kurzzeitbestrahlungen oder sogar einmalige Bestrahlungen sind als Ausnahme bei schwerkranken Patienten und Patientinnen gegen starke Schmerzen möglich.

Wochenkontrollen

Einmal wöchentlich bespricht der Arzt oder die Ärztin das Wohlbefinden, um sich zu möglichen beginnenden Nebenwirkungen zu erkundigen. Dadurch, dass Betroffene täglich zur Therapie kommen, können Nebenwirkungen schneller erkannt und Beschwerden kompetent gelindert werden, noch bevor es zum Abschlussgespräch kommt.

Abschlussgespräch

Am letzten Tag der Bestrahlung findet ein Abschlussgespräch statt. Der Arzt bzw. die Ärztin klärt im Abschlussgespräch über Hautpflege und Sonnenschutz nach der Strahlentherapie auf. Patientinnen und Patienten bekommen beim Abschlussgespräch außerdem den ersten Nachsorgetermin ca. sechs bis zwölf Wochen nach der letzten Strahlenanwendung. Bei der Nachsorge überprüft das medizinische Fachpersonal den bestrahlten Bereich und ob die Nebenwirkungen abgeklungen sind.

Welche Nebenwirkungen können bei der Strahlentherapie auftreten?

Obwohl man während der Behandlung von der Strahlung mit Schwerionen nichts spürt, können sich im Laufe der Zeit verschiedene Nebenwirkungen bemerkbar machen. Diese hängen von der bestrahlten Körperregion ab: Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall können beispielsweise Nebenwirkungen bei einer Bestrahlung des Bauchbereichs sein. Bei einer Strahlentherapie im Kopfbereich kann es zu Haarverlust kommen. Außerdem kann eine Krebsbestrahlung Müdigkeit, Fieber und Appetitlosigkeit hervorrufen.

Da die Strahlentherapie, wie beispielsweise die Teletherapie, eine lokale Tumortherapie ist, sind auch die Nebenwirkungen auf das Bestrahlungsgebiet begrenzt. Die Nebenwirkungen können prinzipiell alle Organe und jedes Gewebe betreffen, die der Strahlung ausgesetzt sind. Während viele Beschwerden nach Ende der Therapie durch Bestrahlung rasch wieder abklingen, gibt es andere strahlenbedingte Nebenwirkungen wie chronische Entzündungen, die erst lange Zeit nach einer Strahlentherapie auftreten. Auch eine zweite Erkrankung an einem Tumor zählt zu den möglichen Spätfolgen einer Bestrahlungstherapie.

Eine Ärztin unterstützt eine Patientin, die an Nebenwirkungen der Strahlentherapie leidet.

Klinik der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Tumortherapie

Tumortherapie – kompetente und fürsorgliche Betreuung vor, während und danach

Bei vielen Patientinnen und Patienten, die sich mit einer Tumorerkrankung auseinandersetzen müssen, kommt im Laufe der Behandlung eine Strahlentherapie zum Einsatz – ob als alleinige Behandlungsmethode oder in Kombination mit anderen Therapien wie einer Operation oder Chemotherapie. Strahlentherapeutische Behandlungsverfahren wie etwa die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) gehören zu den innovativsten Methoden in der Krebsbehandlung, sowohl bei der Heilung von Tumorerkrankungen als auch zur Linderung von Symptomen und Nebenwirkungen. Daher ist die Strahlentherapie ein wichtiges und erfolgsversprechendes Verfahren in der Tumortherapie.

In den Kliniken und Einrichtungen der St. Augustinus Gruppe stehen Sie als Patientin oder Patient im Mittelpunkt, daher legen die Expertinnen und Experten viel Wert auf eine personalisierte Tumortherapie, die genau zu Ihren individuellen Bedürfnissen passt. Wir möchten Sie kompetent und zielgerichtet bei Ihrem Kampf gegen die Erkrankung an Krebs unterstützen und die bestmögliche Therapie für Sie finden. Daher beraten sich unsere interdisziplinären Fachärztinnen und Fachärzte des zertifizierten Tumorzentrums im Johanna Etienne Krankenhaus in Neuss regelmäßig unter Verwendung der neuesten medizinischen Behandlungs- und Diagnosestandards. Sowohl der Krebs selbst als auch die Bestrahlungstherapie bedürfen viel Kraft, weshalb wir zur Erholung eine onkologische Reha im Anschluss nach dem Abschlussgespräch empfehlen. Die Niederrhein Klinik der St. Augustinus Gruppe ist eine Fachklinik für Rehabilitation mit dem Spezialgebiet der onkologischen Reha. Die Betreuung erfolgt ganzheitlich und individuell, denn Ihr Wohl steht an erster Stelle.

Eine Ärztin der Radioonkologie betreut einen Patienten während der Strahlentherapie.

Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Strahlentherapie

FAQ

Wie lange dauert eine Strahlentherapie?

Es ist ratsam sich für eine Strahlenanwendung 30 bis 45 Minuten Zeit einzuplanen. Die Krebsbestrahlung selbst dauert dann nur wenige Minuten. Wie lange eine Strahlentherapie dauert, ist abhängig von der Tumorerkrankung. Die Behandlung kann sich über einen Gesamtzeitraum von zwei bis sieben Wochen erstrecken.

Strahlentherapie: Wie hoch sind die Heilungschancen?

Die moderne Strahlentherapie bzw. Radiotherapie ist eine wichtige Säule in der Therapie von Tumorerkrankungen. Etwa 45 bis 50 Prozent aller Krebskranken mit lokal begrenzten bösartigen Tumoren können heute geheilt werden. Für etwa die Hälfte dieser Heilungen ist die Bestrahlungstherapie verantwortlich, sei es als alleinige Behandlungsform oder in Kombination mit einer Operation oder einer Chemotherapie.

Welche Maßnahmen schützen Betroffene während der Bestrahlung?

Enge Richtlinien und Sicherheitsvorkehrungen verhindern, dass bei der Strahlentherapie Fehler passieren und die Strahlung für Patientinnen und Patienten gefährlich wird. Dazu zählen:

  • eine individuelle Bestrahlungsplanung
  • Ruhigstellung der bestrahlten Körperregion durch Lagerungshilfen
  • regelmäßige Kontrollen
  • eine optimal an den Tumor und die umliegenden gesunden Organe sowie das Normalgewebe angepasste Dosisverteilung zum Schutz von Risikoorganen

Wie oft muss die Strahlentherapie durchgeführt werden?

Pro Woche können Patientinnen und Patienten fünf Mal eine Bestrahlung durch Schwerionen erhalten, die in der Regel von Montag bis Freitag in Kliniken oder Praxen stattfindet. Die gesamte Bestrahlungstherapie kann sich über mehrere Wochen erstrecken. Die Strahlendosis, die zur Zerstörung eines Tumors nötig ist, richtet sich nach der Strahlenempfindlichkeit der Tumorart und daran orientiert sich auch die Häufigkeit der Durchführung. Diese legen Medizinphysiker und -physikerinnen gemeinsam mit Strahlentherapeuten und -therapeutinnen der Radioonkologie innerhalb einer präzisen Bestrahlungsplanung zu Beginn der Strahlentherapie fest.

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