Thomas Schmitz, Koordinator Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie
Johanna Etienne Krankenhaus
Das Nervensystem des Menschen ist faszinierend. Der menschliche Körper führt jeden Tag Dinge wie das Sprechen, Greifen, Fühlen und Gehen ganz selbstverständlich aus. Geht eine dieser Fähigkeiten unerwartet verloren, wird uns erst klar, wie komplex Gehirn und Nervenzellen zusammenarbeiten – und wie schwierig es ist, solche Fertigkeiten wieder neu zu erlernen.
Die Untersuchung und Behandlung von Erkrankungen des Gehirns und der Wirbelsäule ist Aufgabe der Neurochirurgie – ein Spezialgebiet in den Krankenhäusern und Kliniken der St. Augustinus Gruppe. Für unsere Neurochirurgen und -chirurginnen sowie das gesamte pflegende und medizinische Personal steht die kompetente und einfühlsame Therapie der Patientinnen und Patienten im Fokus. Unsere Spezialistinnen und Spezialisten für Neurochirurgie stehen im Johanna Etienne Krankenhaus sowie im Krankenhaus Neuwerk für Sie mit ihrem umfassenden Fachwissen bereit.
Die Neurochirurgie ist per Definition ein Spezialgebiet der Neurologie, das sich mit der Erkennung sowie operativen Behandlung von Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungen des zentralen und peripheren Nervensystems beschäftigt.
Das Nervensystem des Menschen ist hochkomplex. Das ist auch für die Neurochirurgie von Bedeutung: Da das Fachgebiet so vielseitig ist, gilt es als eines der anspruchsvollsten – weshalb innerhalb der St. Augustinus Gruppe so viel Wert auf Fort- und Weiterbildung gelegt wird. Die Patientinnen und Patienten sollen in der Neurochirurgie stets die bestmögliche Behandlung erhalten. Neurochirurgen und -chirurginnen verbinden operatives und handwerkliches Geschick mit funktionellen und physiologischen Kenntnissen des menschlichen Nervensystems – Kompetenzen, die bei den minimalinvasiven Operationen in der Neurochirurgie unersetzlich sind.
Ärztinnen und Ärzte für Neurochirurgie befassen sich mit der Behandlung von Schädel-, Hirn- und Rückenmarksverletzungen sowie Tumoren und Fehlbildungen von Schädel, Gehirn, Rückenmark und Nerven. Auch die Therapie von Blutungen, Gefäßfehlbildungen und bandscheiben- bzw. wirbelsäulenbedingten Erkrankungen ist ein definierter Aufgabenbereich der Neurochirurgie.
Das zentrale sowie periphere Nervensystem des Menschen ist mit seinen eigenen Organen und Strukturen sehr komplex. Die vielen Verknüpfungen und Funktionskreise können zu einer Vielzahl von neurochirurgischen Erkrankungen führen. Auch funktionelle Störungen wie Schmerzen, Spastik, Epilepsie und Bewegungsstörungen gehören zum Fachgebiet der Neurochirurgie.
Bei einem Bandscheibenvorfall zeigen sich während einer Belastung plötzliche oder stärker werdende Rückenschmerzen und/oder die Muskulatur im betroffenen Bereich der Wirbelsäule ist verhärtet. Die Beschwerden treten auf, wenn die durch den Bandscheibenvorfall vorgewölbte Bandscheibe oder anderes ausgetretenes Gewebe auf eine Nervenwurzel oder den Nerv drücken.
Beschwerden in den Schultern oder im Nacken sind weit verbreitet. Auch Schulter- und Nackenschmerzen können chronisch werden, sodass konservative Behandlungsverfahren keinen Erfolg mehr zeigen. Gerade bei Nackenschmerzen kann es zu Taubheitsgefühlen und Lähmungserscheinungen kommen – hier können Methoden der Neurochirurgie angewendet werden.
Bei einem Karpaltunnelsyndrom ist der Mittelhandnerv im Handgelenkstunnel (Karpaltunnel) eingeklemmt. Dieser Nerv versorgt verschiedene Bereiche der Hand. Symptome beim Karpaltunnelsyndrom sind Taubheitsgefühl und je nach Ausprägung auch Lähmungen und Funktionsstörungen.
Das Schädel-Hirn-Trauma ist ein Sammelbegriff für Verletzungen des Kopfs, die zu einer Funktionsstörung oder Verletzung des Gehirns führen. Die Traumata entstehen meist durch äußere Gewalteinwirkung z. B. in Folge eines Autounfalls. Liegt ein schwerwiegendes Schädel-Hirn-Trauma vor, beispielsweise mit einer Hirnblutung, sind ein Klinikaufenthalt und in der Regel auch eine Operation erforderlich.
Ein Meningeom ist ein Hirntumor, der aus der Hirnhaut entsteht. Es handelt sich dabei meist um einen gutartigen Tumor, der langsam wächst. Symptome treten häufig erst dann auf, wenn der Tumor schon größer ist. Wird der Tumor zu groß oder verursacht schwerwiegende Symptome, sollte das Meningeom behandelt werden – in der Regel sieht die Therapie eine Operation oder ein radiochirurgisches Behandlungsverfahren vor.
Bei einem Hydrocephalus (im Volksmund auch "Wasserkopf" genannt) sind die Räume im Gehirn krankhaft erweitert und mit Hirnwasser (Liquor) gefüllt. Symptome können Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit sein. Der erhöhte Hirndruck kann auch zu Sehstörungen führen. Die Behandlung eines Hydrocephalus erfolgt operativ in der Neurochirurgie.
In den meisten Fällen wird bei einem Schlaganfall ein Blutgefäß im Gehirn durch ein Blutgerinnsel verschlossen. Dadurch wird das Gehirngewerbe nur noch wenig oder gar nicht durchblutet, weniger Sauerstoff kommt ins Gehirn und die betroffenen Zellen im Gehirn sterben ab. Kann der Schlaganfall nicht medikamentös behandelt werden, erfolgt die Behandlung mit einem Katheter.
Gefäßfehlbildungen des Gehirns und des Rückenmarks können angeboren oder im Laufe des Lebens erworben sein. Solche Erkrankungen bergen das Risiko einer Blutung oder Nachblutung im Gehirn oder Rückenmark mit weitreichenden Konsequenzen. Die Ärztinnen und Ärzte für Neurochirurgie können solche Gefäßfehlbildungen behandeln.
Tumore des Gehirns und des Rückenmarks sind gut- und bösartige Neubildungen, die im zentralen Nervensystem entstehen. Hirn- und Wirbelsäulentumore können in jedem Lebensalter auftreten, häufig sind aber Menschen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr betroffen. Je nach Ausprägung des Tumors und der Metastasen empfehlen die Spezialistinnen und Spezialisten für Neurochirurgie eine Operation.
Bevor Fachärztinnen und Fachärzte für Neurochirurgie operative Eingriffe durchführen, ist eine umfassende Diagnostik notwendig. In einigen Fällen kann die diagnostische Untersuchung auch mit einer minimalinvasiven Behandlung kombiniert werden.
Neurochirurginnen und Neurochirurgen können viele unterschiedliche Möglichkeiten zur Diagnostik heranziehen, darunter:
Die Abteilung für Neurochirurgie befindet sich im Johanna Etienne Krankenhaus in der Klinik für Neurologie. Ein kompetentes Team von 24 Ärztinnen und Ärzten steht Ihnen an 365 Tagen rund um die Uhr zur Verfügung – damit Sie bei neurologischen sowie neurochirurgischen Erkrankungen bestmöglich versorgt sind.
Patientinnen und Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen, die nicht konservativ behandelt werden können, sind in der Wirbelsäulenchirurgie des Krankenhauses Neuwerk gut aufgehoben. Die Wirbelsäulenchirurgie wird von Fachbereichen der Neurochirurgie, der Unfallchirurgie, der Orthopädie sowie der interventionellen Schmerztherapie unterstützt.
Thomas Schmitz, Koordinator Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie
Johanna Etienne Krankenhaus
Renate Ohligs-Sprenger, Leitende Chefarztsekretärin
Krankenhaus Neuwerk
Das Fachgebiet Neurochirurgie ist hochkomplex, was aber auch bedeutet, dass unseren Expertinnen und Experten zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Neben der Empfehlung und Durchführung konservativer Therapien wie neurologische Reha und Krankengymnastik sind unsere Fachärztinnen und Fachärzte der Neurochirurgie für hochpräzise und minimalinvasive Operationen zuständig.
Auch die interventionelle Schmerztherapie sowie die Wirbelsäulentherapie bzw. Wirbelsäulenchirurgie finden im Bereich der Neurochirurgie Anwendung – je nach Krankheitsbild der Patientinnen und Patienten.
Bevor die Neurochirurgen und -chirurginnen einen operativen Eingriff beschließen, werden in Absprache mit weiteren Fachkräften des Klinikums (z. B. Onkologinnen und Onkologen) alle Möglichkeiten einer konservativen Therapie erwogen.
Zu den konservativen Behandlungsverfahren gehören unter anderem Krankengymnastik, Reha-Maßnahmen sowie die Versorgung mit Medikamenten und therapeutischen Hilfsmitteln.
Reichen konservative Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr aus, führen Spezialistinnen und Spezialisten für Neurochirurgie operative Eingriffe durch. Mit minimalinvasiven Operationen werden die Erkrankungen bekämpft und die Beschwerden gelindert.
Zu den neurochirurgischen Behandlungsverfahren gehören unter anderem:
Die interventionelle Schmerztherapie kann sinnvoll sein, wenn chronische Schmerzen (z. B. an der Wirbelsäule) auch nach einer Operation in der Neurochirurgie nicht nachlassen. Bei interventionellen Behandlungsverfahren werden gezielte Eingriffe am erkrankten Gewebe vorgenommen. Die innovativen Techniken, die hier Anwendung finden, stehen zwischen den konservativen und operativen Methoden.
Bei der sogenannten Neuromodulation wird die Weiterleitung des Schmerzreizes unterbrochen oder moduliert, damit der Schmerz reduziert und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessert wird. Die Therapie erfolgt in enger Zusammenarbeit verschiedener Fachgebiete, z. B. zwischen Spezialistinnen und Spezialisten für Neurochirurgie, Orthopädie sowie multimodale Schmerztherapie und Neuroradiologie.
FAQ
Zu den Aufgaben der Neurochirurgie gehören die Diagnostik, die operative Behandlung sowie die Rehabilitation von Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungen des zentralen und peripheren Nervensystems.
Dazu gehören Verletzungen des Schädels, des Hirns und Rückenmarks sowie Tumore und Fehlbildungen in diesem Bereich des Körpers.
Die wenigsten Menschen suchen direkt einen Neurochirurgen bzw. eine Neurochirurgin auf. Meistens haben die Patientinnen und Patienten schon im Vorfeld die Diagnose eines Tumors oder einer Verletzung, wie beispielsweise eine Rückenmarksquetschung, erhalten. Damit werden sie an eine Klinik für Neurochirurgie überwiesen und dort je nach Krankheitsbild stationär oder ambulant versorgt.
Die Mikroneurochirurgie beschreibt eine spezielle Methode der Neurochirurgie, bei der unter der Verwendung eines Mikroskops operiert wird. Dieses Behandlungsverfahren wird angewendet, wenn das bloße Auge nicht mehr ausreicht, um die zu versorgenden Gefäße oder Nerven exakt zu erkennen.