Raus aus der multimedialen Routine

Noch eben schnell die Mails checken. Nur nochmal kurz auf Facebook schauen, was so passiert ist.  Oder rasch ein paar Fotos auf Instagram posten. Für viele gehört der letzte Blick aufs Smartphone genauso zur allabendlichen Routine wie das Zähneputzen, bevor es ins Bett geht.
So unscheinbar dieser kurze Ausflug in die digitale Welt auch erscheinen mag, so schädlich ist er für den Schlaf.  Die LED-Bildschirme der Smartphones enthalten blaue Lichtanteile, die auch Bestandteil des Sonnenlichts sind und uns wachhalten. „Damit einher geht die Ausschüttung von Stresshormonen“, so Ninja C. Mancinelli, leitende Oberärztin Neurologie und Schlaflabor in der Klinik Königshof in Krefeld. „Dies kann sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken.“ Aber auch Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen können zunehmen.

Ein Mann sitzt auf einem Boden und hält ein Smartphone in der Hand, auf welchem ein X ist.

Der Fernseher als zusätzliche Lichtquelle
Wer abends auf der Couch nicht nur an seinem Smartphone rumspielt, sondern nebenbei auch noch fernsieht, setzt seinen Körper zusätzlich blauem Licht aus. Die Folge: Weniger Produktion des Schlafhormons Melatonin, das sich regulierend auf die Schlaf- und Wachzeiten im menschlichen Körper auswirkt. Weniger Melatonin bedeutet weniger Müdigkeit und dadurch weniger Schlaf. Und nicht nur die Schlafqualität nimmt ab, auch die Konzentrationsfähigkeit am Tag leidet.

Stress durch dauernde Erreichbarkeit
Ständige Push-up-Nachrichten unzähliger Apps oder einfach die Gewohnheit lassen uns ständig aufs Handy schauen. Auch die Grenze zwischen Beruf und Privatleben verschwimmt und ist Treiber des digitalen Stresses. „Arbeitnehmer brauchen wirklich freie Zeit und ein Abschalten vom Job, um ihre leeren inneren Akkus wieder aufzuladen“, sagt Mancinelli. Die psychologischen Konsequenzen aufgrund dauernder Blicke aufs Smartphone sind vielfältig und können langfristig krankmachen und bis hin zu einem Burnout führen. Warum also nicht mal die Notbremse ziehen und die digitale Routine eine Zeit lang durchbrechen?

Höchste Zeit für digitales Fasten
„Ein Großteil aller Diäten scheitert an strikten Verboten und unrealistischen Zielen“, erläutert Mancinelli. „Beim digitalen Fasten soll es daher nicht darum gehen, komplett auf alle digitalen Medien zu verzichten. Vielmehr sollen Routinen hinterfragt und geändert werden.“ Die Expertin hat sechs Tipps zum digitalen Fasten:
1.    Zum konzentrierten Arbeiten das Smartphone außer Sicht- und Hörweite legen.
2.    Das Smartphone nachts auf Flugmodus stellen und/oder aus dem Schlafzimmer verbannen.
3.    Zeiträume für Social-Media festlegen.
4.    Mal wieder ein gedrucktes Buch lesen.
5.    Multitasking vermeiden, denn ein Gesprächspartner – ob am Telefon oder beim Kaffeetrinken – hat die volle Aufmerksamkeit verdient.
6.    Push-Nachrichten deaktivierten – eine Whats-App-Nachricht kann auch mal eine Stunde warten.