Lewy-Körper-Demenz

Definition, Symptome und Vererbung der Krankheit

Wenn Halluzinationen auftreten, denkt man häufig zunächst an eine Psychose oder Schizophrenie. Kommen jedoch parkinsonähnliche Bewegungsstörungen und später Symptome wie bei einer Alzheimererkrankung vor, kann es sich um die Krankheit Lewy-Körper-Demenz handeln. Diese Erkrankung tritt in den meisten Fällen nach dem 60. Lebensjahr auf und kann den Alltag der Betroffenen und deren Angehörige stark beeinflussen. Als dritthäufigste Demenzform kommt die Lewy-Körperchen-Demenz als Ursache für eine Demenz seltener als Alzheimer vor.

Was die Lewy-Körper-Demenz genau ist, welche Symptome im Verlauf auftreten und welche Ursachen sie hat, erklären wir in diesem Ratgeber.

Definition: Was ist die Lewy-Körper-Demenz?

Die Lewy-Körper-Demenz, auch Lewy-Körperchen-Demenz oder Lewy-Body-Demenz (LBD) genannt, bezeichnet eine neurodegenerative Demenzform, die nach seinem Entdecker, dem deutschen Neurologen Friedrich J. H. Lewy, benannt wurde. In den 1910er Jahren forschte er an der Krankheit Parkinson und entdeckte dabei Eiweißablagerungen, die sogenannten Lewy-Körperchen, in den Nervenzellen der Parkinsonbetroffenen. Diese können sowohl im Mittelhirn als auch unter der Großhirnrinde vorkommen. Bei etwa fünf Prozent der Demenzerkrankten lösen diese Körperchen die Demenz aus. Dabei kann die Lewy-Body-Demenz mit oder ohne eine gleichzeitige Parkinsonerkrankung und circa ab dem 60. Lebensjahr auftreten.

Ursachen der Lewy-Körperchen-Demenz

Wie bei der Erkrankung Alzheimer stören die Eiweißablagerungen der Lewy-Körperchen die Kommunikation zwischen den Nervenzellen im Gehirn. Hierbei lassen sie die Nervenzellen nach und nach absterben, was wiederum zu Veränderungen beim Denken, der Wahrnehmung sowie Sprache und den Bewegungen der Patientinnen und Patienten führt. Weshalb die Eiweißablagerungen im Gehirn entstehen, konnte bisher nicht geklärt werden. Lediglich eine Korrelation mit Genmutationen wie der Genvariante ApoE4, die auch Parkinson und Alzheimer auslöst, konnte festgestellt werden. Es ist also möglich, durch Vererbung an der Lewy-Körper-Demenz zu erkranken. Diese Genmutationen lassen sich jedoch nicht bei allen Betroffenen nachweisen.

Symptome der Krankheit Lewy-Körper-Demenz

Zur Lewy-Körper-Demenz gehören verschiedene Symptome, die mit dem Absterben der Nervenzellen im Gehirn zusammenhängen und sich im Verlauf der Krankheit verändern können:

  • Psychische Beeinträchtigungen: Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit, Stimmungsschwankungen, schneller Wechsel der kognitiven Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf, Störungen der Aufmerksamkeit, Altersdepression, Verhaltensstörungen, Aggressionen, Störungen des Schlafes
  • Visuelle Beeinträchtigungen: psychotische Störungen wie optische Halluzinationen von Menschen, Dingen oder Tieren, selten akustische Halluzinationen
  • Motorische Einschränkungen: Für die Parkinsonkrankheit typische Bewegungsstörungen wie Muskelsteifheit, Händezittern, verlangsamte Bewegungen, ein gestörtes Gangbild sowie eine verringerte Mimik, Kreislaufstörungen durch einen niedrigen Blutdruck, Schluckbeschwerden und Sprachstörungen, Stürze, Inkontinenz
Eine Ärztin informiert einen Patienten mit Lewy-Körper-Demenz über die Symptome der Erkrankung.

Verlauf der Lewy-Körper-Demenz

Die Erkrankung Lewy-Körperchen-Demenz lässt sich in verschiedene Etappen innerhalb des Krankheitsverlaufs unterteilen, wobei sich jede Erkrankung individuell gestaltet:

  1. Zunächst herrschen die visuellen Beeinträchtigungen vor und es kommt zu häufigen Halluzinationen und Wahnvorstellungen. 
  2. Nach etwa einem Jahr verstärken sich die parkinsonähnlichen Bewegungsstörungen mit Stürzen oder auch Bewusstlosigkeit. Außerdem können die Betroffenen an Inkontinenz leiden.
  3. Zuletzt treten zusätzlich die psychischen Beeinträchtigungen auf und es kommt zu schnellen Stimmungsschwankungen, Verhaltensänderungen und Aufmerksamkeitsstörungen. Anfangs beeinflussen diese den Alltag und die Organisationsfähigkeiten der Patientinnen und Patienten, später kommen die für die Alzheimererkrankung typischen Gedächtnisstörungen hinzu. 

Die Symptome verschlechtern sich zunehmend und viele der Betroffenen werden bettlägerig. Nach der Diagnosestellung leben die meisten Patientinnen und Patienten sieben bis acht Jahre mit der Erkrankung.

Lewy-Körperchen-Demenz: Untersuchung und Diagnose

Da die Lewy-Body-Demenz mit ihren Symptomen anderen Krankheiten wie der Parkinson- oder Alzheimererkrankung ähnelt, ist eine ausführliche Diagnose erforderlich. Diese erfolgt hauptsächlich anhand der klinischen Symptome. Die Lewy-Körperchen an den Nervenzellen im Gehirn können zu Lebzeiten kaum untersucht werden, da hier bildgebende Verfahren nicht greifen. Auch die genetischen Marker können nicht bei allen Patientinnen und Patienten nachgewiesen werden.

Das Hauptziel der Untersuchung besteht aus diesem Grund darin, andere Erkrankungen auszuschließen und die klinischen Symptome der Lewy-Körper-Demenz nachzuweisen:

  • Rasch schwankende Gedächtnis- und Stimmungsschwankungen, erkennbar bspw. durch den Uhrentest
  • Visuelle Beeinträchtigungen wie Halluzinationen
  • Motorische Einschränkungen

Zeigt ein Patient bzw. eine Patientin zwei der drei Kriterien, gehen Ärztinnen und Ärzte von dem Krankheitsbild Lewy-Körperchen-Demenz aus. Bildgebende Verfahren können sie ebenfalls einsetzen, jedoch lediglich, um andere Krankheiten auszuschließen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei der Lewy-Körper-Demenz?

Wie für andere Demenzerkrankungen wie Alzheimer gibt es derzeit keine Behandlungsmöglichkeiten, die zur vollständigen Heilung der Lewy-Body-Demenz führen würden. Dennoch können Medikamente und nichtmedikamentöse Methoden die Symptome dieser Erkrankung verringern.

Medikamentöse Therapie

Bei der medikamentösen Behandlung können Antidementiva und Cholinesterasehemmer eingesetzt werden. Diese sollen die geistige Leistungsfähigkeit und Verwirrtheit verbessern sowie die visuellen Beeinträchtigungen lindern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Medikamente bringen jedoch ihre Tücken mit sich: Während solche, die auch bei Parkinson eingesetzt werden, die motorischen Einschränkungen verbessern können, verstärken diese häufig die Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Selbes gilt bei Medikamenten, die Psychosen verringern sollen, dafür die Motorik bei Patientinnen und Patienten mit der Lewy-Körper-Demenz verschlechtern. Aus diesem Grund müssen Medikamente stets individuell erwogen und angewandt werden.

Nichtmedikamentöse Therapie

Da nicht alle Patientinnen und Patienten auf Medikamente ansprechen, spielt die nichtmedikamentöse Therapie eine besonders wichtige Rolle, um die geistigen und motorischen Fähigkeiten zu erhalten und das allgemeine Wohlbefinden sowie die Lebensqualität zu erhöhen. Hierfür können zahlreiche Behandlungsformen eingesetzt werden, unter anderem die Ergo- und Physiotherapie, Kunst- und Musiktherapie, Verhaltens- und Psychotherapie sowie die Logopädie oder das kognitive Training.

Weitere Maßnahmen

Die Angehörigen und pflegenden Personen können die Patientinnen und Patienten mit einer Lewy-Körperchen-Demenz zusätzlich unterstützen, indem sie eine ausgewogene, gesunde Ernährung und einen geregelten Schlaf- und Tagesablauf bereitstellen sowie die Betroffenen weiterhin mit sozialen Aktivitäten ins Leben integrieren.

Lewy-Körper-Demenz – exzellente Therapiemethoden in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe

In den Kliniken der St. Augustinus Gruppe erhalten die Betroffenen sowie deren Angehörige Unterstützung bei der Verbesserung der Symptome der Lewy-Körper-Demenz sowie der Bewältigung des Alltags. Im Fachbereich Neurologie stehen fachmedizinische Expertinnen und Experten bereit, die ihre Patientinnen und Patienten von der Diagnose bis zur lebenslangen Behandlung betreuen. Dank einer modernen Diagnostik und unserem multidisziplinären Team erstellen die Ärztinnen und Ärzte individuelle Behandlungspläne, um deren Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern und die geistigen und motorischen Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten. Hierbei können sowohl die Bereiche der Ergotherapie, Physiotherapie, Ernährungsberatung, Psychotherapie bei Belastungen wie Depressionen als auch die Logopädie unterstützend eingesetzt werden.

Das Team der Neurologie unterstützt Betroffene bei der Behandlung ihrer Lewy-Körper-Demenz.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Neurologie

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