Vaskuläre Demenz

Symptome, Diagnose und Behandlung einer vaskulären Demenz

Fast jeder hat es schon einmal erlebt: ein paar kleine Gedächtnislücken oder eine gewisse Teilnahmslosigkeit. Häufig ist vielleicht gerade einfach nur privat viel los. Doch hinter den harmlos wirkenden Symptomen kann sich auch eine vaskuläre Demenz verbergen. Gerade bei älteren Personen ab 65 Jahren kann dies der Fall sein.

Sie gilt als die zweithäufigste Demenzform in Deutschland und betrifft vor allem ältere Personen, die einer bestimmten Risikogruppe angehören. Lernen Sie hier, die Definition einer vaskulären Demenz kennen, welche Symptome sie verursacht, wie sie entsteht und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Definition: Was ist eine vaskuläre Demenz?

Die vaskuläre Demenz ist eine von bis zu 50 bekannten Demenzformen. Neben Alzheimer gilt sie mit aktuell ungefähr 250.000 Betroffenen als die zweithäufigste Form, an der Menschen in Deutschland erkranken. Das Erkrankungsrisiko steigt genauso wie bei Alzheimer mit zunehmendem Alter, wovon ein Großteil der Betroffenen zwischen 65 und 89 Jahren alt ist.

Aber was ist eigentlich eine vaskuläre Demenz genau? Sinngemäß bedeutet der Begriff „vaskulär“ so viel wie „gefäßbedingt“ und Demenz (lat.) steht für „Wahnsinn“ oder „Torheit“. Es ist eine Erkrankung, die durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn entsteht.

Hier die drei bekanntesten Unterformen der vaskulären Demenz:

  • Morbus Binswanger
  • Multiinfarktdemenz
  • genetisch bedingte Demenz

Eine vaskuläre Demenz verläuft in sieben Stadien, die sich in leichte, mittelschwere, fortgeschrittene und Demenz im Endstadium unterteilen lassen. Ein gängiges Modell hierfür ist die Reisberg-Skala. Sie wurde 1982 von dem New Yorker Mediziner Barry Reisberg entwickelt und gilt noch heute als bewährtes Mittel zur Einteilung der vaskulären Demenz in Stadien.

Ursachen und Risikofaktoren der vaskulären Demenz

Es gibt unterschiedliche Ursachen für eine vaskuläre Demenz. Sie sind jedoch alle auf Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder auch Hirnblutungen zurückzuführen. Eine oder mehrere dieser Ursachen können dazu führen, dass weniger Sauerstoff und Nährstoffe in bestimmte Gehirnbereiche gelangen. Infolgedessen können Hirnzellen geschädigt werden oder schlimmstenfalls absterben.

Zu den häufigsten Ursachen von vaskulärer Demenz gehören:

  • Schlaganfälle: Verschlossene Arterien im Hirn führen zu einem Schlaganfall, der auch mit einer vaskulären Demenz einhergehen kann. Das muss nicht zwangsläufig ein großer Schlaganfall sein, denn das Risiko besteht selbst bei mehreren oder kleineren Anfällen. Entsteht aus mehreren kleinen Schlaganfällen eine vaskuläre Demenz, spricht die Medizin von einer Multiinfarktdemenz.
  • Arteriosklerose: Bei einer Arteriosklerose kommt es zu einer Verhärtung und einem Elastizitätsverlust der Arterienwände. In den Wänden setzen sich Kalzium, Fett oder Cholesterin ab, was eine vaskuläre Demenz begünstigen kann.
  • Hirnblutung: Die Ursache für eine Hirnblutung sind kleine Blutgefäße, die im Schädel bzw. Gehirn platzen und zu einer Schwäche des Hirngewebes führen. Hierdurch kann es zu einer Unterversorgung einiger Gehirnareale kommen und eine vaskuläre Demenz verursachen.

Mit dem steigenden Alter erhöht sich die Gefahr, an dieser Demenzform zu erkranken. Das Alter allein stellt jedoch nicht den einzigen Risikofaktor dar. Ist nämlich das Herz-Kreislauf-System einer Person beeinträchtigt, steigt ebenfalls das Erkrankungsrisiko. 

Hier einige Faktoren, die das Herz-Kreislauf-System beeinflussen können

Daher können Personen, die einen gesunden Lebensstil pflegen, das Risiko, an einer vaskulären Demenz zu erkranken, senken.

Symptome: Woran erkennt man eine vaskuläre Demenz?

Die Symptome einer vaskulären Demenz variieren teilweise sehr stark. Welche Anzeichen für eine vaskuläre Demenz auftreten, hängt davon ab, wie weit die Schädigung schon fortgeschritten ist und in welcher Gehirnregion sie sich befindet. Zu Beginn äußern sich die Symptome häufig darin, dass Erkrankte nicht mehr so aufmerksam sind wie sonst. Das Denken verlangsamt sich. Zusätzlich kann es zu Verhaltensänderungen kommen, die häufig zuerst Familie, Bekannten oder Freundinnen und Freunden auffallen.

Mit fortschreitender Erkrankung an einer vaskulären Demenz verschlimmern sich auch die Symptome. Es kommen häufig noch weitere hinzu, wie:

  • Gangstörungen
  • Teilnahmslosigkeit
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Antriebslosigkeit
  • Sprachstörungen
  • Probleme mit der Blase
  • Gedächtnisstörungen
  • Lähmungserscheinungen

Sollten Sie eine oder mehrere dieser Beeinträchtigungen bei einem Familienmitglied erkennen, nehmen Sie Kontakt zu einer Fachärztin oder einem Facharzt auf.

Ist eine vaskuläre Demenz gefährlich?

Zwar ist die vaskuläre Demenz an sich keine tödliche Erkrankung, sie geht aber häufig mit anderen körperlichen Problemen einher, wie der Arteriosklerose. Nach der Diagnose haben erkrankte Menschen im Durchschnitt eine Lebenserwartung von fünf Jahren. Zu den häufigsten Todesursachen zählen Schlaganfall und Herzinfarkt (Myokardinfarkt oder Infarkt des Herzens).

Diagnose einer vaskulären Demenz

Bei der Diagnose gibt es häufig einige Schwierigkeiten. Da sich die vaskuläre Demenz kaum von Alzheimer unterscheiden lässt. Ältere Betroffene klagen häufig über Symptome, die auf beide Demenzerkrankungen (gemischte Demenz) schließen können. Es gibt allerdings zwischen Alzheimer und der vaskulären Demenz einen großen Unterschied. Denn im Vergleich zur erstgenannten Demenzform kann bei der vaskulären Demenz das Gedächtnis der Patientinnen und Patienten länger erhalten bleiben.

Die Diagnose erfolgt in ein paar zentralen Schritten:

  1. Anamnese: Zu Beginn erfolgt eine ausführliche Anamnese. Ärztinnen und Ärzte stellen gezielte Fragen zum Alltag der Patientinnen und Patienten, zu aktuellen Beschwerden, typischen Symptomen und deren Verlauf. Bereits anhand dieser Informationen kann eine erste Einschätzung getroffen werden, ob eine vaskuläre Demenz in Betracht gezogen werden kann.
  2. Körperliche Untersuchungen: Im Anschluss folgen körperliche Untersuchungen, bei denen insbesondere das Herz-Kreislauf-System sowie die neurologischen Funktionen überprüft werden. Ziel ist es, mögliche Ursachen für die Beschwerden zu identifizieren und andere Erkrankungen auszuschließen.
  3. Kardiologische Diagnostik: Zur kardiologischen Abklärung werden in der Regel ein Langzeit-Elektrokardiogramm (EKG) und eine Echokardiographie durchgeführt. Diese Untersuchungen helfen dabei, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus zu erkennen, die das Risiko für eine Durchblutungsstörung im Gehirn erhöhen.
  4. Neuropsychologische Tests: Mithilfe neuropsychologischer Tests lässt sich feststellen, welche Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind. Die Ergebnisse werden anhand von Zahlenwerten beurteilt und mit Durchschnittswerten der Allgemeinbevölkerung verglichen.
  5. Bildgebende Verfahren: Ergänzend kommen bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder die Computertomografie (CT) zum Einsatz. Sie liefern präzise Aufnahmen des Gehirns und der Halsschlagader und zeigen, ob bereits Schädigungen oder Durchblutungsstörungen vorliegen.
Die Grafik zeigt, wie eine Ärztin einer Patientin die Aufnahmen des Gehirns mit vaskulärer Demenz erklärt.

Therapie: Wie wird eine vaskuläre Demenz behandelt?

Die Symptome einer vaskulären Demenz verlaufen sehr individuell und unterscheiden sich von Person zu Person. Das Ziel der Therapie einer vaskulären Demenz ist es also, den Verlauf zu verlangsamen und sowohl die körperlichen als auch die geistigen Fähigkeiten der Betroffenen zu erhalten. Denn die Krankheit selbst gilt (bislang) als nicht heilbar.

Behandlung von Risikokrankheiten

Im Fokus steht die Behandlung der Risikofaktoren. Einige Risikokrankheiten, wie Bluthochdruck, Diabetes Mellitus oder Durchblutungsstörungen lassen sich mit Medikamenten behandeln. Sollte ein Blutgerinnsel im Gehirn vorliegen, verschreiben Medizinerinnen und Mediziner den Patientinnen oder Patienten gerinnungshemmende Medikamente. Diese helfen dabei, das Schlaganfallrisiko zu senken. Manchmal liegt die Ursache allerdings in einer verengten Halsschlagader, bei der eine Operation nötig ist.

Medikamentöse Behandlung einer vaskulären Demenz

Durch die Einnahme von Cholinesterasehemmer und Memantin lassen sich die Symptome lindern. Hier ist es wichtig zu beachten, dass diese Medikamente nur kurzzeitig die Symptome mildern, jedoch nicht den Verlauf einer vaskulären Demenz stoppen. Auf die Erkrankung selbst hat die Einnahme keine Wirkung und kann mit Nebenwirkungen für die Patientin oder den Patienten einhergehen. Auch die Einnahme von pflanzlichen Präparaten wie Ginkgo kann infrage kommen.

Eine Demenz kann für betroffene Personen auch mit einer großen psychischen Herausforderung verbunden sein. Gelegentlich kann deshalb auch Psychopharmaka zum Einsatz kommen. Sie unterstützen u. a. bei Symptomen wie:

Nicht-medikamentöse Behandlung einer vaskulären Demenz

Die Therapie einer vaskulären Demenz basiert nicht ausschließlich auf der Einnahme von Medikamenten. Betroffene benötigen außerdem Unterstützung, um die körperlichen und geistigen Funktionen so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Hierzu kommen solche Therapieansätze zum Einsatz:

Welche der genannten Therapien die Patientin oder der Patient benötigt, ist individuell. Ärztinnen und Ärzte können sie verschreiben, um die Lebensqualität der Betroffenen weitestgehend zu erhalten.

Rehabilitation nach einer vaskulären Demenz

An einer vaskulären Demenz erkrankten Personen stehen spezielle Rehabilitationsprogramme offen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte stimmen sich eng mit der Patientin oder dem Patienten ab. An diesen Angeboten nehmen Betroffene entweder stationär, teilstationär oder ambulant teil. Eine Reha ist bspw. ein wichtiger Bestandteil für Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Die Programme sind speziell auf die Betroffenen ausgerichtet, damit sie wieder selbstständig im Alltag agieren können.

Zu den unterschiedlichen Therapieansätzen gehören:

  • Erinnerungstherapie
  • Rechen- und Rätselaufgaben
  • Bewegungs- und Sporttherapien
  • Sprachförderung

Welche davon infrage kommt, hängt vom Schweregrad und Verlauf der Erkrankung ab. Sie alle zielen jedoch darauf ab, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Betroffenen zu erhalten.

Unterstützung durch die Kliniken für Neurologie der St. Augustinus Gruppe

Der Fachbereich Neurologie der St. Augustinus Gruppe ist auf die Behandlung von Demenzerkrankungen wie der vaskulären Demenz spezialisiert. Klagen Betroffene plötzlich über mehrere der oben genannten Symptome, werden alle Schritte ganzheitlich von unseren Fachärztinnen und -ärzten koordiniert.

Für die neurologische Diagnostik einer vaskulären Demenz verfügen unsere Kliniken über moderne bildgebende Verfahren wie EEG, CT und MRT. Die Therapie erfolgt stets interdisziplinär, in enger Zusammenarbeit mit Fachbereichen wie der Psychiatrie oder Psychotherapie. So können Patientinnen und Patienten eine umfassende Versorgung erhalten, die sich speziell an ihrem Krankheitsverlauf orientiert.

Die Ärzte der Neurologie unterstützen bei der Behandlung vaskulärer Demenz.

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