Alzheimer: Definition, Verlauf und Therapiemöglichkeiten

Überblick über die degenerative Erkrankung

Verlegte Gegenstände, vergessene Daten oder das Verwechseln von Namen häufen sich bei vielen Menschen, je älter sie werden. Doch wenn sich hierzu Orientierungsschwierigkeiten und der Verlust alltäglicher Fähigkeiten wie das Schuhe Zubinden gesellen, könnte es sich bei diesen Veränderungen um die Krankheit Alzheimer handeln. Alzheimer stellt die häufigste Demenzerkrankung dar und kann das Leben der Betroffenen im weiteren Verlauf stark einschränken, da zunehmend mehr Nervenzellen durch die Krankheit zerstört werden, was zu einer immer schlechteren Verbindung im Gehirn führt.

Welche Therapiemöglichkeiten es bei Alzheimer gibt, anhand welcher Symptome man die Krankheit Alzheimer erkennen kann und wie der Krankheitsverlauf aussieht, erklären wir in diesem Ratgeber.

Definition: Was ist Alzheimer?

Alzheimer ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der die geistigen Fähigkeiten nach und nach abnehmen. Mit der Zeit verlieren Betroffene zunehmend ihre Selbstständigkeit und verändern sich in ihrem Verhalten und ihrem Wesen. Die Krankheit schreitet langsam fort und betrifft Frauen häufiger als Männer.

Im Verlauf der Krankheit lagert sich Eiweiß an den Nervenzellen ab, die deren Kontakt unterbinden. Wegen des fehlenden Austauschs der Nervenzellen kommt es zu den für die Krankheit typischen Gedächtnis-, Orientierungs-, Sprach- sowie Denkstörungen bei den Patientinnen und Patienten. In den meisten Fällen handelt es sich um eine altersbedingte Alzheimererkrankung, nur in seltenen Fällen entsteht diese aufgrund genetischer Faktoren. 5 bis 10 Prozent der über 65-jährigen und rund 30 Prozent der über 80-jährigen sind von dieser Erkrankung betroffen.

Namensgeber für diese Krankheit ist der deutsche Neurologe Alois Alzheimer (1864-1915), der die Erkrankung im Jahr 1906 beschrieb.

Was ist der Unterschied zwischen Alzheimer und einer Demenz?

Der Begriff Demenz stellt den Oberbegriff verschiedener Demenzerkrankungen dar, etwa die Alzheimererkrankung oder die Lewy-Körper-Demenz. Manche Demenzerkrankungen entstehen durch Eiweißablagerungen, die den Kontakt zwischen den Nervenzellen beim Menschen unterbrechen. Andere, wie die vaskuläre Demenz, durch Durchblutungsstörungen im Gehirn.

 

Symptome: Woran erkennt man Alzheimer?

Bei einer Alzheimererkrankung können verschiedene Symptome je nach Stadium der Erkrankung auftreten. Dazu zählen:

  • Amnesie: Vergesslichkeit und Gedächtnisverlust
  • Apraxie: Verlust alltäglicher Fähigkeiten wie Kleidung anziehen, Schuhe binden oder kochen
  • Sensorische Aphasie: Verlust des Sprachverständnisses
  • Motorische Aphasie: Sprechstörungen bis hin zur sprachlichen Unverständlichkeit
  • Agnosie: Verlust der Entscheidungsfähigkeit und der Fähigkeit, Informationen richtig zu interpretieren
  • Apathie: Verlust der Anteilnahme, etwa an Gesprächen oder dem alltäglichen Leben

Die Symptome bei der Erkrankung Alzheimer umfassen sowohl kognitive als auch emotionale und gesellschaftliche Beeinträchtigungen bei den Betroffenen, die sich mit zunehmendem Verlauf der Krankheit weiter verschlechtern und zu bleibenden Veränderungen führen.

Ursachen: Was passiert bei der Krankheit Alzheimer im Gehirn?

Zu den Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung wie Alzheimer zählen ein Alter über 65 Jahre sowie eine genetische Veranlagung. Ist ein Mensch dagegen mindestens 80 Jahre alt, steigt das Risiko zusätzlich an.

Bei der Alzheimererkrankung schrumpfen bestimmte Bereiche des Gehirns um bis zu 30 Prozent. Es handelt sich also um eine degenerative Krankheit, bei der sich das sogenannte Tau-Protein und das Protein Beta-Amyloid (Plaques) in der Hirnrinde und später auch im Marklager absetzen und hierbei die Nervenzellen zerstören. Besonders von dieser Zerstörung betroffen sind der Temporallappen, Parietallappen sowie der Hippocampus. Die Ablagerungen können mikroskopisch nachgewiesen werden, jedoch ist bis heute nicht klar, ob diese zur Krankheit Alzheimer führen oder lediglich aufgrund der Erkrankung auftreten.

Ein Arzt zeigt seiner Patientin mit der Krankheit Alzheimer Aufnahmen des Gehirns.

Kann Alzheimer vererbt werden?

Die Krankheit Alzheimer kann genetisch vererbt werden, doch bei nur 3 Prozent der Erkrankungen bildet die genetische Komponente den alleinigen Auslöser. In den meisten Fällen entsteht Alzheimer jedoch durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie Alter, Lebensstil und allgemeine Gesundheit.

Verlauf: Wie zeigt sich Alzheimer in den verschiedenen Stadien?

Die Krankheit Alzheimer lässt sich anhand der Ausbreitung der Proteinablagerungen im Gehirn und der emotionalen, sozialen und kognitiven Beeinträchtigungen in Stadien einteilen. Die sogenannten Braak-Kriterien nennen sechs Stadien:

1. bis 2. Stadium:

Die ersten Ablagerungen bilden sich im Gehirn. Die Betroffenen erleben in diesem Stadium meist noch keine Beeinträchtigungen.

3. bis 4. Stadium:

Die Ablagerungen breiten sich weiter aus und betreffen insbesondere den Hippocampus und die Amygdala. Die Patientinnen und Patienten sowie ihnen nahestehende Personen bemerken erste kognitive Einschränkungen.

5. bis 6. Stadium:

Die letzten Stadien beschreiben die fortgeschrittene Demenz mit Ablagerungen im Frontal-, Parietal- und Temporallappen. Die Beeinträchtigungen der Betroffenen gestalten sich nun als stark ausgeprägt.

Zusätzlich zu dieser Einteilung kann eine Unterteilung in Stadien stattfinden, die den Verlauf von Alzheimer mit Blick auf die Beeinträchtigungen der Betroffenen beschreiben:

  1. Leichte kognitive Beeinträchtigung: In diesem Stadium werden die ersten Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses sichtbar (Amnesie).
  2. Leichtgradige Demenz: Zu den Symptomen gehören die Apraxie, sensorische Aphasie und Agnosie. Hier bemerken die Patientinnen und Patienten zunehmend ihre Beeinträchtigungen. Viele versuchen diese in dieser Phase zu verbergen.
  3. Mittelschwere Demenz: Die Beeinträchtigungen nehmen stark zu und die Betroffenen können ihrem Alltag nicht mehr ohne Hilfe nachgehen. Neben den Alltagsfähigkeiten lässt das Langzeitgedächtnis nach, wodurch sie sich nicht mehr an ihr Alter oder die Namen von Bezugspersonen erinnern können, ebenso wie die Sprechfähigkeit (motorische Aphasie).
  4. Schwere Demenz: Im letzten Stadium kommen zusätzlich die Apathie, Bettlägerigkeit, Inkontinenz sowie Inappetenz (fehlender Appetit) zum Krankheitsbild hinzu.

Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt neun Jahre, wovon jedes Stadium circa drei Jahre andauert. Jede Patientin und jeder Patient unterscheiden sich jedoch, wodurch es schnellere, aber auch langsamere Verläufe bei der Krankheit Alzheimer geben kann.

Diagnose der Krankheit Alzheimer

Um die Diagnose Alzheimer stellen zu können, werden verschiedene Methoden verwendet:

  • die Eigen- und Fremdanamnese durch die Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige
  • neuropsychologische Testverfahren wie der Uhrentest, die kognitive, gesellschaftliche und emotionale Fähigkeiten der Patientinnen und Patienten überprüfen
  • Labordiagnostik zur Messung des Tau- und Beta-Amyloid-Proteins
  • Molekularbiologische Verfahren zum Feststellen des ApoE4-Genotyps
  • Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) zur Untersuchung des Gehirns, der Proteinablagerungen sowie eines Schrumpfens der von den Ablagerungen betroffenen Bereiche
  • Softwaregestützte Messungen des Stoffwechsels ermöglichen eine Früherkennung der Krankheit Alzheimer (Positronenemissionstomografie (PET))

Einige dieser Verfahren dienen zudem dazu, andere Erkrankungen auszuschließen.

Therapiemöglichkeiten: Behandlung von Alzheimer

Zwar kann die Krankheit Alzheimer bis heute nicht geheilt werden, dennoch stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Linderung der Symptome zur Verfügung. Hierzu gehören Medikamente, die in klinischen Studien dank ihrer Wirkstoffe insbesondere kognitive Beeinträchtigungen verbessern konnten. Darüber hinaus stehen zwei sogenannte monoklonale Antikörper bereit, die 2025 in der Europäischen Union zugelassen wurden: Donanemab (Kisunla) und Lecanemab (Legembi). Diese können das Immunsystem dabei unterstützen, das Meta-Amyloid abzubauen, und so das Voranschreiten der Alzheimererkrankung verzögern.

Der Antikörper Lecanemab beispielsweise wird während der Behandlung von Alzheimer als Infusion verabreicht, wodurch es direkt dort wirkt, wo es gebraucht wird. Da mit jedem Medikament und dessen Wirkstoffen Risiken wie Nebenwirkungen auftreten können, werden die Patientinnen und Patienten zunächst gründlich diagnostiziert und anschließend von einem Fachärzteteam betreut. Auf diese Weise kann sie Lecanemab in einem frühen Alzheimerstadium dabei unterstützen, Erinnerungen und alltägliche sowie gesellschaftliche Fähigkeiten länger zu erhalten und die Zeit mit den Angehörigen und nahestehenden Personen zu verlängern.

Zusätzlich zur Therapie mit Medikamenten stehen der Erhalt der Mobilität und Selbstständigkeit sowie die Anpassung des Umfelds auf die neuen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten und die Beratung und Unterstützung der Angehörigen im Vordergrund, etwa durch eine psychologische Betreuung oder Ergotherapie.

Alzheimer – exzellente Therapiemethoden in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe

In den Kliniken der St. Augustinus Gruppe erhalten Patientinnen und Patienten in jedem Stadium ihrer Alzheimererkrankung eine umfassende Betreuung. Da Alzheimer bei jeder Person anders verläuft, erstellen die Spezialistinnen und Spezialisten des Fachbereichs Neurologie nach der gezielten Diagnose und Beratung gemeinsam mit der Patientin bzw. dem Patienten sowie deren Angehörigen einen individuellen Behandlungsplan. Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung finden nicht-medikamentöse Behandlungsformen Anwendung, etwa aus den Bereichen der Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie sowie Gedächtnistraining und Musiktherapie. Dieses ganzheitliche Konzept unterstützt die Patientinnen und Patientin dabei, ihre alltäglichen und gesellschaftlichen Fähigkeiten, Erinnerungen und Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.

Ergänzend dazu bietet das in Neuss angesiedelte Neurostimulationszentrum am Alexius/Josef Krankenhaus mit modernen Verfahren wie der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) spezialisierte Therapieoptionen für Menschen mit Alzheimer. Durch die innovative TPS steht Patientinnen und Patienten mit Alzheimer ein modernes, nicht-invasives Therapieverfahren zur Verfügung. Dabei werden gezielte Stoßwellen im Ultraschallbereich eingesetzt, um die Aktivität bestimmter Gehirnregionen anzuregen und den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen.

Eine Ärztin aus dem Team der Neurologie unterstützt einen Betroffenen in der Behandlung von Alzheimer.

Behandlung mit Lecanemab in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe

Je nach Stadium der Erkrankung kann der Behandlungsplan auch moderne Verfahren wie den Antikörper Lecanemab enthalten. Die Infusionstherapie richtet sich an Patientinnen und Patienten mit sehr frühen Symptomen von Alzheimer, die im Alltag noch weitgehend selbstständig sind. Die Behandlung erfolgt ambulant in unseren spezialisierten Zentren – individuell begleitet und engmaschig überwacht durch erfahrene Fachärztinnen und Fachärzte der St. Augustinus Gruppe.

 

Ihr Kontakt zu uns

Unsere Lotsin bietet Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, die sich mit vielen neuen Herausforderungen und Fragen auseinandersetzen müssen. Sie hilft dabei, den richtigen Anlaufpunkt innerhalb der St. Augustinus Gruppe zu finden, und vermittelt Kontakte zu passenden Angeboten, Beratungsstellen und Unterstützungsdiensten. Dabei erhalten Sie umfassende Informationen rund um das Thema Demenz – von der Diagnosestellung und Behandlung bis hin zu Betreuung, Pflege und Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige.

Kliniken und Einrichtungen der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Neurologie

Das sagen unsere Expertinnen und Experten zum Thema Alzheimer

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